Buchtipp des Monats
2023

Andrzej Staksiuk
Grenzfahrt
Roman
Der Krieg ist nie zu Ende für jemanden, der ihn gesehen hat.
Juni 1941, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion. Im Dorf am Bug haben sich deutsche Besatzungssoldaten einquartiert, in der Nähe verstecken sich polnische Partisanen. Jeder hier weiß, dass Lubko, der Fährmann, gegen Geld Fliehende und Händler ans andere Ufer rudert. Doris und Maks, ein jüdisches Geschwisterpaar aus der Stadt, wollen sich vor Verfolgung retten – hinüber nach Russland, am besten bis an den Amur. Doch Lubko weigert sich. Was er tut, ist gefährlich, macht ihn erpressbar, und die Nächte in jenen Tagen sind mondlos.
Pressestimmen
Als Roman über Entwertung des Menschenlebens im Krieg, über Verrohung und die Auflösung der Moral hat Grenzfahrt schockierende Aktualität. Sein eigentlicher Protagonist ist die Landschaft selbst, die heute, etwas weiter im Osten, abermals zum blutigen Schindanger geworden ist.
Richard Kämmerlings, WELT AM SONNTAG
... die sinnliche Dichte, der Tonfall des Flüsterns, der bedrohliche Dämmerzustand[:] Man sitzt förmlich nachts an den klebrigen Küchentischen, raucht eine Zigarette mit.
Peter Helling, NDR
... die Schilderungen, die Stasiuk versucht, sind von poetischer Eleganz und zeigen eine neue, zusätzliche Facette dieses großartigen Schriftstellers.
Lothar Struck, Glanz&Elend
Mit Grenzfahrt hat Andrzej Stasiuk nicht nur sein bisher bestes, sondern auch sein spannendstes Buch geschrieben. Eine großartige Metapher über die Zweideutigkeit von Erinnerung und Geschichte.
Martina Boette- Sonner, Bayerischer Rundfunk
Grenzfahrt, in der hervorragenden Übersetzung von Renate Schmidgall, ist eine Lektüre, die den Leser nicht mehr loslässt.
Martin Sander, SWR2 lesenswert Kritik
Für seine Leserschaft gelingt Stasiuk ein ziemlicher Geniestreich. Denn er gibt jeder der sich befeindenden Parteien nicht eine, sondern mehrere Stimmen und zeigt, was unter dem dünnen zivilisatorischen Firnis lauert: Angst, Hunger, Gewalt, animalische Sexualität, Überlebenswille, Grausamkeit und bis in den Untergang die unerschütterliche Sturheit, jeweils im Recht zu sein.
Ellen Presser, Jüdische Allgemeine
Eckdaten
Andrzej Stasiuk: Grenzfahrt : Roman / aus dem Polnischen übersetzt von Renate Schmidgall. - Berlin: Suhrkamp, 2023. – 354 Seiten. - ISBN 978-3-518-43126-9
Quelle : Suhrkamp Verlag

Susanne Fritz
Heinrich
Roman
Wie sehr prägen uns Herkunft und Kindheit? Gibt es ein zweites Leben über die alten Erfahrungen hinaus? Eine Spurensuche.
Heinrich ist ein kreativer Kopf, erfolgreicher Architekt und Unternehmer. An seinem Zeichentisch entwickelt er zukunftsweisende Ideen.
Er stammt aus schwierigen Verhältnissen: Als einziges Kind einer geschiedenen Frau und Angehöriger der deutschen Minderheit wächst er in einem Armutsviertel einer polnischen Kleinstadt auf. Als die Deutschen im Herbst 1939 einmarschieren, eröffnen sich dem Jugendlichen Aufstiegschancen, die im Kriegseinsatz und russischer Gefangenschaft enden. 1949 gelangt er nach Westdeutschland, wo er eine Familie gründet und ihm eine schwindelerregende Karriere gelingt. Seine ungeliebte Herkunft aber verfolgt ihn über seine Erfolge hinaus.
Die Geschichte beginnt mit einem Unfall: Ein großer Spiegel geht zu Bruch. Kurz zuvor hatte der kleine Heinrich seine Zukunft darin erblickt, die nun verloren scheint. Es sei denn es gelänge, die Scherben wieder zu einem Ganzen zu fügen.
Susanne Fritz verbindet Traum und Erinnerung, Chronik und Fiktion zu einer faszinierenden Spurensuche. Es geht um nichts weniger als um das Rätsel Mensch: Was können wir über den anderen wissen, was über uns selbst?
Pressestimmen
Jede und jeder von uns findet einen Teil seiner Familiengeschichte wieder in diesem vorsichtig tastenden Vaterroman.[...] Ein aufrichtiger, sprachlich höchst feiner Roman, ein Vexierbild, nein, viele mögliche Vexierbilder eines Menschen, der nah war und doch so fern geblieben ist.
Susanne Riekl, kommbuch.com 15.3.23
(Am Ende sind) wir diesem Heinrich, diesem fernen, fremden Vater, dank Susanne Fritz Sprachkraft ein ganzes Stück nähergekommen. Ihre Prosa ist enorm musikalisch, von kunstvoller Rhythmik und voller intensiver Bilder. Auf diese Weise gelingt es ihr eindrücklich, die verschlungenen Wege des Erinnerns in der Form des Erzählens sichtbar werden zu lassen. „Heinrich“ unter den nicht wenigen Vater-Büchern, die in den letzten Jahren erschienen sind, eines der eigenwilligsten und interessantesten geworden.
Andreas Wirthensohn, WDR3 Lesestoff
Der Roman überzeugt nicht zuletzt durch das Wie der kompositorischen und sprachlichen Gestaltung. (…) Es ist eine langsame und eben deshalb intensive Lektüre, zu der ›Heinrich‹ uns einlädt. Eine Lektüre, die uns als Lesende auch nachdenken lässt über die eigene Herkunft, den eigenen Ort in der Welt.
Petra Nagenkögel, Ö1 Ex Libris
Indem Fritz die Biographie ihres Vaters multiperpektivisch beleuchtet, fiktionalisiert und auch in Phantasie- und Traumbildern schildert, entgeht sie nicht nur der Gefahr der Vaterverklärung oder -abrechnung, ihre Suche wird dabei auch immer mehr zu einer Selbstbefragung. (...) (E)ine lange( ) nachhallende( ) Lektüre.
Gisa Funck, DLF Büchermarkt
Wie Susanne Fritz diese Biografie spekulierend zusammensetzt, wie sie dabei die Ratlosigkeit der Nachfolgegeneration bewusst als Stilmittel nutzt und damit über das Dunkel der Vergangenheit siegt: Das ist ein beeindruckendes Stück Literatur.
Johannes Bruggaier, Südkurier
In knappen, kristallinen Sätzen fliegt Susanne Fritz ihrem Heinrich hinterher. Der Rhythmus ist treibend und wahrscheinlich der Musik geschuldet.
Wolfgang Popp, Ö1 Morgenjournal
Ein grandioser Roman, der keine einfachen Deutungen zulässt.
Silke Arning, SWR2 Literatur
Eckdaten
Fritz, Susanne: Heinrich : Roman. - Göttingen: Wallstein, 2023. - 211 Seiten. - ISBN 978-3-8353-5402-9
Quelle : Wallstein Verlag

Svenja Leiber
Kazimira
Roman
Ein abgelegener Ort am Baltischen Meer, Ende des 19. Jahrhunderts. Kazimira bringt ihrem Mann Antas angeschwemmten Bernstein vom Strand jenseits der Düne. Er ist der begabteste Dreher in der Gegend. Das weiß auch Moritz Hirschberg, Eigentümer des Bernsteinwerks am Weststrand. Antas wird einer seiner wichtigsten Arbeiter, Kazimira muss sich um Haus und Kind kümmern, obwohl sie arbeiten will wie ihr Mann. Als das Wagnis des Untertagebaus sich endlich auszahlt und die Grube zum Erfolg wird, werden jedoch nicht nur Neid und Missgunst, sondern auch Antisemitismus und Nationalismus laut im Kaiserreich. Und Kazimira muss erfahren, dass sie ihren Weg allein zu gehen hat, erst recht, als die Hirschbergs vertrieben werden und ihr Sohn am Ersten Weltkrieg zerbricht. Sie bleibt bei der leeren Grube, einst Ort des Wohlstands und Fortschritts, wohnen und wird Jahrzehnte später, am Ende des Zweiten Weltkriegs, letzte Zeugin deutscher Verbrechen.
In Kazimira erzählt Svenja Leiber vom größten Bernsteinabbau der Geschichte. Im Aufstieg und Verfall der »Annagrube« und in ihrem Nachwirken im heutigen Russland spiegeln sich drängende Fragen: Woher rühren Hass und Gewalt? Was geschieht, wenn Leben für unwert erklärt wird? Die Frauen, denen der Roman einfühlsam über fünf Generationen folgt, entwerfen eine Gegenwelt – im Mittelpunkt: Kazimira und ihr Ringen um Selbstbestimmung.
Pressestimmen
Ein vielschichtiger, sprachlich reizvoller Roman, der Spuren hinterlässt.
Gisela Fichtl, Münchner Feuilleton
Kazimira öffnet den Blick auf die Peripherie europäischer Geschichte ...
Paul Jandl, NZZ
... so wie im Bernstein Überreste der Vergangenheit eingeschlossen sind, bewahrt [Kazimira] Erinnerungen an zerstörte Orte, ermordete Menschen und vergangene Zeiten auf.
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Virtuos übermittelt Svenja Leiber Anblicke, körperliche Empfindungen, Gerüche und Dialoge. … Wie mit einem Zoom zieht Svenja Leiber die Figuren dicht an sich heran und setzt aus subjektiver Perspektive Partikel der Wirklichkeit zusammen. Ein aufklärerisches Buch der schönen, rhythmisch geballten Sätze.
Christine Hamel, Diwan BR2
Geschichte und Gegenwart verlinkt die Autorin zu einer atmosphärisch dichten Erzählung und lässt die Parallelen zum erneut aufwuchernden Juden- und Fremdenhass erkennbar werden ...
Regine Ley, Lübecker Nachrichten
Mit sensibler Sprachmacht und angemessen großer Geste lässt Svenja Leiber in Kazimira die Vergangenheit lebendig werden …
Miriam Zeh, Deutschlandfunk Kultur
Eckdaten
Svenja Leiber: Kazimira: Roman. - Berlin: Suhrkamp Verlag, 2021. – 331 Seiten. - ISBN 978-3-518-47291-0
Quelle : Suhrkamp Verlag

Sabrina Janesch
Sibir
Roman
Furchterregend klingt das Wort, das der zehnjährige Josef Ambacher aufschnappt: Sibirien. Die Erwachsenen verwenden es für alles, was im fernen, fremden Osten liegt. Dorthin werden Hunderttausende deutscher Zivilisten – es ist das Jahr 1945 – von der Sowjetarmee verschleppt, unter ihnen auch Josef. Kasachstan ist das Ziel. Dort angekommen, findet er sich in einer harten, aber auch wundersamen, mythenvollen Welt wieder – und er lernt, sich gegen die Steppe und ihre Vorspiegelungen zu behaupten.
Mühlheide, 1990: Josef Ambacher wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine Woge von Aussiedlern die niedersächsische Kleinstadt erreicht. Seine Tochter Leila steht zwischen den Welten und muss vermitteln – und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie selbst den Spuk der Geschichte zu begreifen und zu bannen versucht.
Sabrina Janesch erzählt mitreißend und in leuchtenden Farben die Geschichte zweier Kindheiten, einmal in Zentralasien nach dem Zweiten Weltkrieg, einmal fünfzig Jahre später in Norddeutschland. Dabei spannt sie meisterhaft einen Bogen, der unbekannte, unerzählte Kapitel der deutsch-russischen Geschichte miteinander verbindet. Ein großer Roman über die Suche nach Heimat, die Geister der Vergangenheit und die Liebe, die sie zu besiegen vermag.
Pressestimmen
Sabrina Janesch blättert mit poetischer Kraft ein unerzähltes Kapitel deutsch-russischer Geschichte auf.
WDR Fernsehen "Westart", 28. Januar 2023
Ein einfühlsamer und mitreißend erzählter Roman.
MDR Kultur "Unter Büchern", 25. Januar 2023
Sabrina Janesch hat eine Liebeserklärung an die Familie geschrieben, die weit über das einzelne Schicksal hinausreicht. Wir verdanken ihr einen erschütternden, unbedingt lesenswerten Einblick in ein Leben, über das die meisten Aussiedler geschwiegen haben.
NDR Kultur "Buch des Monats", 30. Januar 2023
Ein großes Kapitel deutsch-russischer Geschichte ... Episoden aus Josefs Vergangenheit werden mitreißend erzählt, historische Verwicklungen erschließen sich wie nebenbei, Leilas Coming-of-Age berührt.
Münchner Merkur, 31. Januar 2023
Sabrina Janesch erzählt faszinierend von deutscher Geschichte, die kaum jemand kennt.
Brigitte, 1. Februar 2023
Ein packender historischer Roman und eine tiefsinnige berührende Familiengeschichte, die mich vollkommen überzeugen und abholen konnte.
lovelybooks.de
Das Interessante und Schöne an dem Buch ist, wie Sabrina Janesch die historischen Fakten in Literatur verwandelt. Sie erzählt von einer deutschen Familie, die in Galizien gelebt hat und nach der Einnahme durch die Rote Armee nach Westpolen zog. Ihre Kunst besteht darin, dass sie dieses Thema anschaulich und erlebbar macht. Das gilt auch für die Zeitebenen. Sie wechselt zwischen dem Nachkriegsleben in der Heide in Niedersachsen zu Rückblenden in Kasachstan, wo die Menschen nur mit Mühe überlebten.
Olaf Kühl, Berliner Zeitung
Eckdaten
Sabrina Janesch: Sibir – Roman. Berlin, Rowohlt Verlag, 2023. – 352. – ISBN 978-3-7371-0149-3
Quelle : rowolth Berlin

Shelly Kupferberg
Isidor
ein jüdisches Leben
Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.
»Was für Kunst hing im prachtvollen Wiener Domizil meines Urgroßonkels? Mit dieser Frage begann meine Recherche und mündete in eine ganz andere Frage: Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn nichts von ihm übrigbleibt?« Anhand von Familienbriefen und Fotos, alten Dokumenten und Archivfunden zeichnet Shelly Kupferberg die Konturen eines erstaunlichen Werdegangs nach, eines rasanten gesellschaftlichen Aufstiegs. Urgroßonkel Isidor war eine schillernde Figur, ein Macher und ein Lebemann, der den Luxus, die Kunst und besonders die Oper liebte. Auf ihrer Spurensuche, die sie von Ostgalizien nach Wien, von Budapest nach Hollywood und Tel Aviv führt, stößt Shelly Kupferberg auf unzählige Geschichten: aufregende, verblüffende, komische und immer wieder tragische. Die Geschichte von Isidor und den Seinen – ein berührendes Buch über das Schicksal einer jüdischen Familie.
Pressestimmen
Shelly Kupferbergs Buch „Isidor: Ein jüdisches Leben“ ist von erschütternder Intensität. Besonders gut gelingt es ihr, Atmosphäre zu schaffen – zunächst von Wohlstand und gesellschaftlicher Anerkennung und dann von Elend und Verzweiflung. Das macht das Buch so aufwühlend. Der Roman ist ein wichtiges Buch, weil er zeigt, wie schnell in einem demokratischen System die Stimmung umschlagen und einer blutrünstigen Diktatur den Weg ebnen kann.
Eva Karnofsky, SWR2
Es ist erstaunlich, wie viel Beweismaterial in den Archiven schlummert. Ich bin die Treppe der Geschichte herabgestiegen. Wollte wissen, was sie mit Isidor und seinem Besitz gemacht haben. Im Judentum gibt es keine Missionierung. Aber ich spürte so etwas, wie eine Mission: meinem Urgroßonkel Isidor seine Geschichte zurückzugeben.
Shelly Kupferberg, Andreas Fanizadeh, Interview TAZ, Berlin
Kupferberg gelingt ein einfühlsam geschriebenes Lebensbild aus dieser Zeit der Schrecken. Dass sie vom Journalismus kommt, merkt man dem Roman auf wohltuende Weise an. Shelly Kupferbergs großes Verdienst besteht darin, mit «Isidor» Geschichte noch einmal neu begreifbar zu machen. In der Anschauung des Einzelschicksals wird das Unausdenkbare erschütternd fassbar.
Bernd Noack, NZZZitat
Ein bewegendes Debut.
Christian Berkel
Eckdaten
Kupferberg, Shelly: Isidor - Ein jüdisches Leben. Roman. Zürich: Diogenes, 2022. - 256 Seiten. - ISBN 978-3-257-07206-8
Quelle : Diogenes

Ilse Molzahn
Der schwarze Storch
Roman
Ein Kindheitsroman von bezwingender poetischer Kraft, dessen Handlung sich in den 1900er Jahre in der damaligen deutschen Provinz Posen abspielt. Ein kleines Mädchen, Katharina, etwa sechs Jahre alt, ist die Tochter eines Gutsbesitzers. Über dem Esstisch der Familie schwebt unheilvoll ein schwarzer ausgestopfter Storch. Katharina – ein ungewöhnliches Kind, ist selbst die Erzählerin.
Ilse Molzahn leiht ihr eine bezaubernde und einfache Sprache, die vieles offen lassen muss, denn das Mädchen ist mit einer Erwachsenenwelt und Vorgängen konfrontiert, die es nicht verstehen und nicht immer benennen kann: die scharfe Trennung von Herrschaft und Gesinde, das archaisch ländliche Leben, aber auch Missbrauch, Schwangerschaft, Abhängigkeiten, Rohheit und Gewalt. Von den Eltern, der fromm-bigotten Mutter und dem draufgängerischen Vater, ist keine Erklärung zu erwarten. Einzig in dem Dienstmädchen Helene findet Katharina eine Vertrauensperson. Doch Helene ist plötzlich verschwunden, gestorben bei einem Abtreibungsversuch.
Der Autorin ist etwas Seltenes gelungen: In einer verblüffend authentischen, zeitlosen Sprache erfasst sie die Welt des Kindes und sein magisch-inniges Erleben der Natur.
Der Roman erschien erstmals 1936, eine zweite Auflage wurde von den Nazis wegen »Herabsetzung des deutschen Junkertums« verhindert. Die Neuausgabe wird von Thomas Ehrsam mit einem umfangreichen Nachwort zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte unter Berücksichtigung der Biografie der Autorin bereichert.
Pressestimmen
Das autobiografisch grundierte Werk fesselt durch seinen beklemmenden Inhalt ebenso wie durch seine literarische Sprache.
Manfred Papst, NZZ am Sonntag
Kunstvoll gehen ostpreußische Realität und kindliche Phantasie in Ilse Molzahns Roman ineinander über. Die Naivität des erzählenden Kindes ist rührend, aber auch schonungslos und das Mädchen Kater bleibt einem noch lange im Gedächtnis.
Bettina Baltschev, MDR Kultur
Bleibt zu wünschen, dass (...) der wundervolle Roman das verdiente Publikum findet.
Lerke von Saalfeld, FAZ
…ein bezwingendes, sinnliches und wunderbar lesbares Stück Literatur, ein expressionistisches Meisterwerk.
Ulrike Sárkány, Lesart 3/2022
Ein Buch voll Rauheit, Einsamkeit und doch weiter Schönheit.
Wulf D. Wagner, Preußische Allgemeine Zeitung
Eckdaten
Ilse Molzahn: Der schwarze Storch: Roman. - Göttingen: Wallstein Verlag, 2022. – 376 Seiten. - ISBN 978-3-8353-5135-6
Quelle : Wallstein Verlag