Begegnung mit den „Wolfskindern"
Projekt im Kunstunterricht
Nach den Pfingstferien ging es für die Klasse 9b des Michelberg-Gymnasiums in Geislingen los: Von ihrer Kunstlehrerin, Anne Käßbohrer, bekamen sie den Katalog zur Ausstellung „Wolfskinder – Verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“ gezeigt. Die Schülerinnen und Schüler machten sich mit den einzelnen Biografien vertraut und wählten dann eine Person aus, die sie besonders ansprach. Mit deren Schicksal beschäftigten sie sich über mehrere Wochen intensiv. Die Jugendlichen fertigten Wort-Bild-Collagen an, auf denen sie „ihr Wolfskind“ porträtierten und Landschaften, Sätze, Zitate und Gedanken ergänzten, die für sie bezeichnend und eindrücklich waren.
Mit dem Spielfilm „Wolfskinder“, den die Schülerinnen und Schüler nach Abschluss ihrer künstlerischen Arbeit anschauten, bekamen sie einen unmittelbaren Eindruck, wie schonungslos sich der Überlebenskampf in der Wildnis gestaltete.
Am Folgetag hatte die Klasse die Möglichkeit, mit der Kuratorin der Ausstellung, Sonya Winterberg, ins Gespräch zu kommen. Per Videokonferenz aus Kanada zugeschaltet, zeigten ihr die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler reihum ihre Werke und erläuterten ihre Gedankengänge bei der Gestaltung der Bilder.
Sonya Winterberg brachte zum Ausdruck, wie wertvoll die Arbeit der jungen Leute sei. Anhand zweier kurzer Filme verdeutlichte sie, in welchen z.T. ärmlichen Verhältnissen die Wolfskinder heute in Litauen leben: Ohne Heimat, ohne Familie und ohne Schulbildung hatten viele nie die Möglichkeit, sich ein stabiles Leben aufzubauen. Der Krieg war zwar vorbei, aber es war trotzdem nicht alles gut.
Bis vor wenigen Wochen hatten die Schülerinnen und Schüler nie von den Wolfskindern gehört, ergriffen von deren Erlebnissen, stellten sich ihnen jetzt viele Fragen: zum Namen „Wolfskinder“, zum ihrem Leben damals und heute, aber auch zu den persönlichen Erfahrungen von Frau Winterberg während ihrer Recherchearbeit und ihrer Motivation, den Wolfskindern eine eigene Ausstellung zu widmen.
Winterberg antwortete ausführlich und bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern, mit ihren Kunstwerken einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben. Sie steht mit noch lebenden Wolfskindern in Kontakt, für die es eine große Bedeutung hat, nicht in Vergessenheit zu geraten. Ihnen wird sie die künstlerischen Arbeiten der Geislinger Schülerinnen und Schüler zugänglich machen.
Bis zum 23. September 2021 sind die Bilder in der Bibliothek des Hauses der Heimat zu sehen. Für die Jugendlichen steht unmittelbar nach den Sommerferien ein Besuch in Stuttgart auf dem Programm, bei dem sie ihre Wort-Bild-Collagen im Kontext der Ausstellung besichtigen können.
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