50 Jahre Schülerwettbewerb
„Viele Menschen haben dazu beigetragen"
Anna Schmidt
Lehrerin an der Grund- und Werkrealschule Ostheim in Stuttgart
„ ... eine ungeheure Professionalisierung der Beiratstätigkeit"
Seit nahezu einem Vierteljahrhundert bin ich Mitglied des Pädagogischen Beirats des Schülerwettbewerbs "Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten".
Auf eine Ausschreibung in "Kultus und Unterricht" meldete ich mich, damals junger Lehrer für Deutsch und Geschichte an einem südbadischen Gymnasium. Ich sollte mich auf dem Kultusministerium melden für ein Bewerbergespräch. Also reiste ich in die alte Heimat und fand mich im Ministerium ein - damals noch im Neuen Schloss untergebracht -, wo mich ein älterer typischer Ministerialbeamter empfing: vornehm, etwas altväterlich und trotz sommerlicher Hitze im dunkelblauen Anzug.
Das Gespräch verlief in freundlicher Atmosphäre; ich machte deutlich, dass ich mich, gerade als jemand, der keinerlei Wurzeln im Osten hatte, für die damals erst seit kurzem offenen Länder östlich der Bundesrepublik, ihre Geschichte und Kultur interessiere. Im Studium hatte ich schon an der Universität Stuttgart und ihrer Abteilung für Schlesische Geschichte erste Erfahrungen mit dem Thema gesammelt, auch eine Reise nach Schlesien unternommen und einen polnischen Freund gewonnen. Seine Leitlinie beeindruckte mich: Er stamme zwar aus einer Familie, die nach 1945 aus Lemberg/Lwow gekommen sei; ihm als Kunsthistoriker sei aber das Erbe, das er in Breslau vorgefunden habe, Verpflichtung. Leider kam er einige Jahr später bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Nun also die Mitarbeit im SWB. Die ersten Jahre waren für mich als Jungspunt befremdlich: eine große Kommission aus wenigen Lehrkräften und vielen Vertretern der Ministerien und vor allem der Vertriebenenverbände. Die Arbeit wurde im Wesentlichen vom Vorsitzenden des Beirats geleistet; die Sitzungen waren eher unverbindliche Gesprächsrunden.
Ich bemühte mich von Anfang, die Aufgabenformate an das anzupassen, was in den Schulen üblich war: zunächst auch kreative Aufgaben, die eine Auseinandersetzung mit den Themata erforderten, statt der Darstellung bloß lexikalischen Wissens. Später dann plädierte ich für die Übernahme der Aufgabenformate und Operatoren im Sinne der Kompetenzorientierung. Anfangs stieß ich auf wenig Gegenliebe. Heute ist das im SWB eine Selbstverständlichkeit.
Nach Jahren wurde die Zahl der Beiräte immer geringer und war auf Lehrkräfte beschränkt. Befruchtend für mich war neben der Beschäftigung mit dem jeweiligen Jahresthema die Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen aller Schularten. Die Verantwortung für die Erstellung der Aufgaben ging völlig auf den Pädagogischen Beirat über, auch die Bewertung, die anfänglich nach Kriterien, die mir nicht bekannt waren, erfolgte. Insgesamt fand also innerhalb weniger Jahre eine ungeheure Professionalisierung der Beiratstätigkeit statt, bei gleichzeitiger Kürzung der zur Verfügung stehenden Anrechnungsstunden ...
Weil ich das, was der SWB heute darstellt, befördern konnte, arbeite ich - mittlerweile Schulleiter an einem der südlichsten Gymnasien Baden-Württembergs - nach wie vor im Pädagogischen Beirat mit.
Volker Habermaier
Schulleiter am Georg-Büchner-Gymnasium in Rheinfelden