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Daniel Kehlmann
Daniel Kehlmann über Leo Perutz
Voller Verehrung, Begeisterung und mit tiefer Kenntnis stellt uns Kehlmann die Bücher jenes Mannes vor, der 1882 in Prag zur Welt kam, in Wien studierte, in Kaffeehäusern schrieb und in derselben Versicherungsanstalt wie Franz Kafka sein Brot verdiente. Leo Perutz war ein bedeutender Vertreter sowohl der großen osteuropäisch-jüdischen Erzähltradition als auch der Wiener Moderne. Sein Meisterwerk ist der Roman »Nachts unter der steinernen Brücke«.
Kehlmann beschreibt eindrücklich, welch tiefe Spuren Perutz in seinem eigenen Werk hinterlassen hat. Und teilt mit uns seine Verblüffung darüber, dass dieser Mann heute nicht zu den berühmtesten Romanciers seiner Sprache gehört. Mit diesem Buch könnte sich das ändern.
(Klappentext)
Pressestimmen
Kehlmanns Nacherzählung entwirrt die Fäden, ohne dem Ganzen etwas vom literarischen Zauber zu nehmen.
Erhard Schütz, Tagesspiegel Online
[Kehlmanns] Begeisterung für Perutz ist ansteckend. Perutz lesen!
Terry Albrecht, WDR Lesefrüchte
Eckdaten
Daniel Kehlmann über Leo Perutz / Herausgegeben von Volker Weidermann. - Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2024. - 105 Seiten. - ISBN 978-3-462-00406-9
Quelle: Verlag
Silke Pasewalk (Hg.)
Shared Heritage - Gemeinsames Erbe
Kulturelle Interferenzräume im östlichen Europa als Sujet der Gegenwartsliteratur
Zahlreiche Autorinnen und Autoren der Gegenwart begeben sich in ihren Texten auf literarische Spurensuche in Räumen ihrer Herkunft, Sehnsucht oder Imagination. Dabei setzen sie sich – wie etwa Olga Tokarczuk, Maja Haderlap, Katja Petrowskaja, Ulrike Draesner, Jaroslav Rudiš oder Karolina Kuszyk – mit geerbten Erinnerungen auseinander und beschäftigen sich mit der Historie von Regionen plurikultureller Prägung im östlichen Europa wie Niederschlesien, Böhmen, Podolien, Siebenbürgen oder dem Wolgagebiet. Vor allem die Enkelgeneration thematisiert Kriege, Zerstörungen, Vernichtungen und Zwangsmigrationen, aber auch Neuanfang und Integration auf neue Art und Weise.
Der vorliegende Band unternimmt den Versuch, den von der Kunstgeschichte/Denkmalpflege geprägten Begriff des ‚Shared Heritage‘ auf literarische Texte zu beziehen. Das gemeinsame bzw. geteilte kulturelle Erbe, das mitunter ein schwieriges Erbe ist, kann neue Perspektiven und Räume erschließen.
(Klappentext)
Mit Beiträgen von:
Katarzyna Śliwińska, Hans-Christian Trepte, Sabine Kyora, Joanna Jabłkowska, Gudrun Heidemann, Alina Molisak, Silke Pasewalck, Eszter Propszt, Sabine Egger, Anne Hultsch, Jan V. König, Aleksandra Burdziej, Erik Schilling, Michaela Nowotnick, Csongor Lőrincz und Jacqueline Gutjahr.
Zitate aus dem Inhalt:
Die in diesem Band behandelten Texte kreisen um Fragen, die sich denjenigen stellen, die heute in diesen Regionen Leben, und jenen, deren Vorfahren in und nach dem Zweiten Weltkrieg unterschiedliche Gewaltenerfahrungen gemacht haben – nicht selten fällt beides in persona zusammen. […] Zu beobachten ist dieser Trend seit gut zwanzig Jahren in Texten der polnischen, tschechischen, deutschen, russischen und ungarischen Sprache – um nur die Literaturen zu nennen, die in diesem Band berücksichtigt werden.
Silke Pasewalck: Einleitung
Es mussten mehrere Jahrzehnte vergehen […] Diese lange Zeitspanne zeugt von der Komplexität des Prozesses der Auseinandersetzung mit dem Krieg, der deutschen Schuld, aber gleichzeitig auch mit den eigenen Leiden und Traumata. Sie veranschaulicht, wie tief der Riss in deutschen Erinnerungen war, dass er kaum zu überwinden sei
Aleksandra Burdziej: Von gebrochenen Erinnerungen zum gemeinsamen Erbe
Die Menschen, mit denen man eine Raum teilt (auch in anderen Zeiten), werden zu mehr als nur Vorgängern – sie sind Nachbarn in der Zeit. Es bildet sich eine Art Gemeinschaft heraus, manchmal sogar eine unerwünschte, die man jedoch weder verleugnen noch einfach für nichtig erklären kann. Die Niederschlesier mit ihren alten deutschsprachigen Friedhöfen, mit den feuchten Mietshäusern […] sind sich mehr oder weniger dessen bewusst, dass sie auf den Überresten einer Welt leben, die nach dem Zweiten Weltkrieg zwar unwiederbringlich vergangen ist, die aber auf irgendeine Weise noch immer besteht, und deren Geschichte weit über die Kette der einander folgerichtig ablösenden Ereignisse […] hinausgeht.
OlgaTokarczuk
Wir haben wohl tatsächlich Vorfahren adoptiert, die von hier stammen, und ab einem bestimmten Punkt die alten deutschen Sachen wie Familienandenken behandelt. Manchmal vergessen wir, dass wir an einem Ort leben, an dem die Generationenfolge unterbrochen wurde.
Malgorzata und Ryszard Matecki: „In den Häusern der anderen“ Karolina Kuszyk
Eckdaten
Shared Heritage – Gemeinsames Erbe: Kulturelle Interferenzräume im östlichen Europa als Sujet der Gegenwartslitertur / Herausgegeben von Silke Pasewalck. - Oldenbourg: De Gruyter, 2023. - 312 Seiten. - ISBN 9783111135809
Quelle: Verlag
Hans-Peter Kunisch
Schach dem König
Friedrich der Große und Albert von Hoditz. Eine ungewöhnliche Freundschaft
Freigeist und Philosoph, Kriegstreiber und Friedensgraf, Preuße und Österreicher – eine außergewöhnliche Freundschaft vor dem Hintergrund des Siebenjährigen Krieges.
Albert von Hoditz war ein Genießer und Lebensreformer, der sein Schloss an der umkämpften Grenze zwischen Österreich und Preußen zu einem „Arkadien in Mähren“ machen wollte. Seine Untertanen sollten Künstler werden. Auch Friedrich der Große wurde auf Hoditz aufmerksam. Für Friedrich bedeutete dessen freie Existenz in Rosswald, das er zweimal besuchte, die Erinnerung an ein verpasstes eigenes Leben. Legendär ist ein Freiluftschachspiel der beiden mit „lebenden Figuren“. Friedrichs Beziehung zum „exzentrischen Epikureer“ Hoditz, auf den er zwei Gedichte schrieb, stellt den strengen, pflichtbewussten König in ein neues Licht.
Die Radikalität und die Widersprüchlichkeit der Aufklärung wird erlebbar in der privaten Annäherung und im Austausch des Königs und des Grafen.
Pressestimmen
Mitten im Siebenjährigen Krieg ritt Friedrich der Große nach Rosswald, um incognito den „Zauberwald“ des Grafen Hoditz zu inspizieren. Hier fand er ein Künstlerdorf und einen Mann ganz nach seinem Geschmack.
Tilman Krause, Welt
Kunisch gelingt es, die kulturelle und historische Bedeutung dieser Beziehung lebendig darzustellen. Er verbindet historische Fakten mit lebhaften Erzählungen und bietet dem Leser einen neuen Blickwinkel auf Friedrich den Großen.
Lesering
Eckdaten
Hans-Peter Kunisch: Schach dem König : Friedrich der Große und Albert von Hoditz. Eine ungewöhnliche Freundschaft. – München: dtv, 2024. - 281 Seiten
Quelle: dtv
Gunnar Decker
Rilke
Der ferne Magier. Eine Biographie
Rainer Maria Rilke ist auch nach über einhundert Jahren ein Welteröffner. Er verführt seine Leser zur existenziellen Selbstbefragung und fordert Entschlüsse: »Du musst dein Leben ändern.« Seine Dichtung, das stellt Gunnar Decker auf faszinierende Weise heraus, war immer auch eine Reaktion auf die Krisen der Gegenwart, der Versuch, sich eine Gegenwelt zu erschreiben, die für ihn lebenswerter war als jene, die er in Prag, München, Worpswede, Moskau, Berlin, Rom, Duino, Venedig oder Paris vorfand. So scheinen Rilkes ruheloses Leben und sein metaphysische Fragen umkreisendes Werk auf einzigartige Weise verwoben. In seiner wunderbar erzählten Biographie widmet sich Decker auch erstmals Rilkes schwierigem Verhältnis zu seiner Mutter Phia, dem Nicht-Verhältnis zu seiner lebenslangen Ehefrau Clara und zur Tochter Ruth. Er beschreibt seinen Kampf gegen den körperlichen Verfall, der einen Schlüssel zum Verständnis des Werkes bietet, und deutet seinen Entschluss nach dem Ersten Weltkrieg, kein deutscher Dichter mehr sein zu wollen. Ein neuer, überraschender Blick auf eine der schillerndsten Dichterfiguren unserer frühen Moderne.
Pressestimmen
Deckers Biografie ist vorzüglich lesbar und kenntnisreich, sie weiß die Materialfülle klug zu bändigen und besticht vor allem durch ihre distanzierte Empathie.
Andreas Wirthensohn, WDR3 Lesestoff
Ebenso kritisch wie unterhaltsam.
Richard Kämmerlings, Welt am Sonntag
Eine differenzierte, detailreiche Biographie, die den fernen Magier Rilke entzaubert und zutiefst menschlich zeigt.
ORF Matinee am Sonntag
Wir entdecken mit der Biografie fast hundert Jahre nach dessen Tod Rilke nicht neu, aber vielleicht auf eine noch nicht dagewesene Weise.
Sachbuch-Couch.de
Eckdaten
Gunnar Decker: Rilke: der ferne Magier. Eine Biografie. - München: Siedler Verlag, 2023. – 607 Seiten. - ISBN 978-3-8275-0103-5
Quelle : Siedler Verlag
Menachem Kaiser
Kajzer
Mein Familienerbe und das Abenteuer der Erinnerung
Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde; Versuche einer Restitution waren bisher gescheitert.
Und plötzlich befindet man sich inmitten einer abenteuerlichen Ermittlung, begleitet den Erzähler zu skurrilen Schatzsuchern, durchforscht mit ihm Keller und Tunnel, läutet an fremden Türen, beauftragt eine mysteriöse Anwältin …
Vergangenheit und Gegenwart kommen einander in diesem ganz und gar außergewöhnlichen Erinnerungsbuch nahe. Was bedeutet es, ein Erbe anzunehmen, und gibt es überhaupt so etwas wie historische Gerechtigkeit?
Pressestimmen
Kurzweilig, pointiert und mit viel Sinn für Humor erzählt … eine große, lesenswerte und erhellende Reportage.
Michael Schleicher, Münchner Merkur
Das Echo einer großen Geschichte. Spannend, lebendig und sehr persönlich erzählt.
The New York Times
Was 'Kajzer' von anderen ähnlichen Berichten unterscheidet, ist sein hinterfragender, satirischer Ton, der einige der moralischen Gewissheiten des Genres ins Wanken bringt und dessen Klischees auf den Kopf stellt.
London Review of Books
Dieses Buch ist hervorragend geschrieben und liest sich wie ein packender Abenteuerroman.
Publishers Weekly
Eckdaten
Menachem Kaiser: Kajzer: Mein Familienerbe und das Abenteuer der Erinnerung / aus dem Englischen von Brigitte Hilzensauer. - Wien: Zsolnay, 2023. – 332 Seiten. - ISBN 978-3-552-07339-5
Quelle : Hanser Literaturverlage
Rebecca Clifford
"Ich gehörte nirgendwohin"
Kinderleben nach dem Holocaust
Schätzungen zufolge überlebten etwa 180.000 zwischen 1935 und 1944 geborene jüdische Kinder den Holocaust. Einige waren versteckt oder mit Kindertransporten in Sicherheit gebracht worden, andere wurden von alliierten Truppen aus Konzentrationslagern befreit. Nach 1945 ging man davon aus, sie würden das Erlebte rasch überwinden oder schlicht vergessen, schließlich hätten sie ja »Glück« gehabt. Ihre Erinnerungen galten als weniger authentisch; in der Forschung spielten sie lange nur eine marginale Rolle. Erst in den letzten Jahren haben sie Anerkennung als Überlebende und Zeuginnen gefunden.
In ihrer beeindruckenden Studie folgt Rebecca Clifford diesen sehr jungen Überlebenden auf ihren Wegen aus den Trümmern des Krieges ins Erwachsenenalter. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Wie können Menschen ihrem Leben einen Sinn abgewinnen, wenn sie nicht wissen, woher sie kommen? Wenn sie die Angehörigen verloren haben, die ihnen dabei helfen könnten, ihre fragmentierten Kindheitserinnerungen einzuordnen? Clifford wertet Archivmaterial und Oral-History-Interviews aus und bringt unerwartete und schockierende Geschichten ans Licht. Ihre Befunde zwingen uns, unsere Annahmen über die Folgen von Traumata und die Natur des Gedächtnisses zu revidieren.
Pressestimmen
Clifford verwebt die Geschichten der Überlebenden geschickt mit einer präzisen Analyse der sie umgebenden sozialen Mechanismen. Ihr Buch ist bemerkenswert gut geschrieben und überzeugend argumentiert
Michael O’Loughlin, The Irish Times
... anschaulich, erkenntnisreich und berührend.
Frank Seeger, ekz.bibliotheksservice
Anhand vieler einzelner biografischer Skizzen gelingt es der Autorin anschaulich, die ... weitgehend unbekannte Geschichte der jüdischen Hilfsorganisationen und der sie prägenden Fürsorgerinnen, Sozialarbeiterinnen, Kinderpsychologinnen und Ärzte zu erzählen
Annette Eberle, Süddeutsche Zeitung
Eckdaten
Rebecca Clifford: »Ich gehörte nirgendwohin.«: Kinderleben nach dem Holocaust / aus dem Englischen von Stephan Gebauer. - Berlin: Suhrkamp, 2022. – 448 Seiten. - ISBN 9783518430514
Quelle : Suhrkamp Verlag
Frank Trentmann
Aufbruch des Gewissens
Eine Geschichte der Deutschen von 1942 bis heute
»Herausragend – Frank Trentmanns große Geschichte der sich wandelnden Mentalitäten der Deutschen und der moralischen Herausforderungen seit der NS-Zeit ist ein Meisterwerk«, so Ian Kershaw.
Frank Trentmann gelingt eine neue, einzigartige Perspektive auf die deutsche Geschichte der letzten 80 Jahre – wie kam es dazu, dass die Deutschen nach Shoah und Vernichtungskrieg im Jahr der »Willkommenskultur« 2015 als moralisch geläutert galten? Wie gelang der Weg vom Volk der Täter zum anerkannten Partner in der Welt?
Auf Basis von zahlreichen individuellen Stimmen aus der Bevölkerung zeigt Frank Trentmann, wie dieser Weg quasi »von unten« gesehen und beschritten wurde, beginnend mit der Schlacht von Stalingrad 1941/42. Der Blick der Deutschen auf den Krieg veränderte sich, Fragen von Schuld und Verantwortung kamen auf, Ausgangspunkt für einen Aufbruch des Gewissens. Von der »Entnazifizierung« über Wirtschaftswunder und 68er bis zur Umweltbewegung, von der Erinnerungspolitik bis zu Migration und Asyl, von der Friedensbewegung bis zum Krieg in der Ukraine führt Frank Trentmann die Vielfalt der Haltungen vor Augen.
Dabei geht es um die Bundesrepublik genauso wie um die DDR und das wiedervereinte Deutschland. Wie »lernten« die Deutschen im Westen Demokratie? Wie gingen sie in der DDR mit dem Widerspruch zwischen dem Versprechen einer neuen Gesellschaft und der Realität der Diktatur um? Wie wurde in beiden Staaten und nach der Wende über Krieg und Frieden debattiert, über Arbeit und Kindererziehung, über Pflichterfüllung, Nation oder Heimat?
Immer wieder erzählt Frank Trentmann von den Menschen selbst, von ihren Einstellungen, Ängsten und Wünschen, von Liebe und Hass, Ehrgeiz und Mitgefühl. Zu Wort kommen deutsche Soldaten und jüdische Überlebende, Vertriebene, die um Anerkennung kämpfen, Jugendliche, die sich in der Kriegsgräberfürsorge engagierten, Studentinnen und Studenten der 68er-Bewegung, Migrantinnen und Geflüchtete, Umweltaktivistinnen und Bergleute, Konservative und Liberale.
So entsteht ein lebendiges, unterhaltsam zu lesendes Porträt der deutschen Gesellschaft in ihrer ganzen Bandbreite, in dem sich viele Leserinnen und Leser wiedererkennen werden, und das zahlreiche überraschende Details und Erkenntnisse bietet. Mit 42 teils farbigen Abbildungen und farbigen Karten im Einband das ideale Geschenk für alle, die sich für die deutsche Geschichte interessieren.
Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von Die ZEIT, Deutschlandfunk Kultur und ZDF im Dezember 2023 und im Januar 2024
Pressestimmen
Das ist originell, erleuchtend und unterhaltsam. Wir erkennen uns wieder und staunen!
Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung
Ein lebendiges Porträt deutscher Mentalitätsgeschichte.
Handelsblatt
Wie Frank Trentmann Geschichte schreibt, wie er das Kleine mit dem Großen und die Analyse mit der Erzählung verbindet, ist großartig.
Bernhard Schlink
Eckdaten
Frank Trentmann: Aufbruch des Gewissens : Eine Geschichte der Deutschen von 1942 bis heute. - Frankfurt am Main: S.Fischer, 2023. - 1036 Seiten. - ISBN: 978-3-10-397316-7
Quelle : S.Fischer Verlag
Jaroslav Rudiš
Zug um Zug durch Europa
Von Nachtzügen, Speisewagen und den schönsten Bahnhöfen
Sein Großvater war Weichensteller, sein Onkel Fahrdienstleiter und sein Cousin Lokführer. Auch Jaroslav Rudiš liebt Züge. In seinem großformatigen Buch begibt er sich im Takt der Schienen durch Europa und zeigt mit über 160 Fotos, wie ein Eisenbahnmensch lebt und reist: von Berlin bis zum Gotthardtunnel und von Sizilien bis nach Lappland; im Nachtzug durch Polen und die Ukraine sowie im Speisewagen von Hamburg nach Prag. Dabei sammelt er Geschichten: im Speisewagen, Schlafwagen und Großraumwagen; in den Bahnhofskneipen in Böhmen und in den Cafébars italienischer Stationen. Jaroslav Rudiš weiß: Es sind die Bahnstrecken, die Europa zusammenhalten.
Jaroslav Rudiš, geboren 1972 in der Tschechoslowakei, lebt heute in Lomnice nad Popelkou und Berlin und ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Musiker. Rudiš‘ Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und verfilmt. 2021 wurde er zudem als „einer der engagiertesten Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien“ mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Pressestimmen
Ein Glück eigentlich, dass Jaroslav Rudiš wegen seiner Sehschwäche nicht Zugführer wurde. So wurde er Geschichtenerzähler und der leidenschaftlichste Zugreisende, den das Schienennetz je sah. Hier ist er beides. und sofort will man mitfahren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung Online
Rudiš erzählt mit großer Fabulierlust von seiner tschechischen Eisenbahnerfamilie, den besten Speisewagen und den schönsten Nachtzügen – ein Vergnügen erster Klasse.
Süddeutsche Zeitung
In feiner Sprache schickt uns Rudiš durch Europa (…) Nie war Bahnfahren schöner!
kulturexpresso.de
Eckdaten
Jaroslav Rudiš: Zug um Zug durch Europa : Von Nachtzügen, Speisewagen und den schönsten Bahnhöfen. - München: Piper, 2023. - 255 Seiten. - ISBN 978 3 89029 585 5
Quelle : Piper Verlag
Anti Selart, Mati Laur
Dorpat/Tartu
Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt
Als Bischofssitz gegründet, durch den Hansehandel mit Russland reich geworden, dank der Landesuniversität als „Embach-Athen“ gerühmt, sowjetisches Sperrgebiet: Dieses Buch führt seine Leserinnen und Leser durch die spannende und wechselhafte Geschichte der in Estland gelegenen Europäischen Kulturhauptstadt 2024.
Weit im Nordosten, nahe der russischen Grenze, scheint Dorpat/Tartu in Estland eine abgeschiedene Provinzstadt am Rande Europas zu sein. Dabei ist die Stadt am Embach/Emajōgi seit ihrer Gründung auf viele Weisen europäisch vernetzt: Zunächst als Bischofssitz im mittelalterlichen Livland (heute: Estland und Lettland) in die Strukturen der römischen Kirche. Als Hansestadt kontrollierte sie mit Riga und Reval/Tallinn den Handel zwischen Russland und dem übrigen Europa. Und seit der Neugründung der Universität 1802 waren ihre Absolventen weit über die Grenzen des russländischen Kaiserreichs gefragte Experten. Doch blieb Dorpat nicht allein Ausbildungsort der deutschbaltischen Eliten, sondern wurde zu einem Kristallisationspunkt der estnischen Nationalbewegung. Die wechselhafte Geschichte des „wohl besten Wohnorts in der Welt“ (Mati Laur), von Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau, schildern die Autoren mit wissenschaftlicher Expertise und estnischem Humor.
Eckdaten
Anti Selart und Mati Laur: Dorpat/Tartu – Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt. - Wien: Böhlau Verlag, 2023. - 224 Seiten. - ISBN: 978-3-205-21826-5
Quelle : Böhlau Verlag
Mirjam Zadoff
Gewalt und Gedächtnis
Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert
In heutigen Gesellschaften leben Menschen zusammen, deren Biografien durch unterschiedliche Erfahrungen von Krieg oder Diskriminierung geprägt sind – manchmal über Generationen hinweg. Können sie sich auf eine gemeinsame Erzählung verständigen? Mirjam Zadoff versteht Geschichte als Fähigkeit, Fragen der Gegenwart aus der Vergangenheit zu beantworten. Sie versammelt Beispiele aus aller Welt, wie in vielerlei Spielarten die Erinnerung an die Geschichte der Gewalt wachgehalten – oder vergessen – wird: in Italien an die Deportation der Juden, in Japan an die Zwangsprostituierten, in Johannesburg an die Opfer des Holocaust und des Kolonialismus. So knüpft sich eine globale Erinnerungskultur, die alle Menschen einschließt, in deren Leben die Geschichte eine Spur der Gewalt hinterlassen hat.
Gewalt darf nie vergessen werden: Mirjam Zadoff, Leiterin des Münchner NS-Dokumentationszentrums, versammelt Ideen für eine globale Erinnerungskultur.
Pressestimmen
Ein klug recherchiertes und immer wieder den persönlichen Eindrücken Raum gebendes Buch. Man liest es mit Gewinn, aber auch mit Sorge: Wurde und wird doch Geschichte immer wieder verfälscht…
Wolfgang Seibel, ORF Kontext
Kein leichter Stoff, gewiss. Allerdings gelingt es Zadoff, Jahrgang 1974, durch ihren Reportage-Stil ihr Anliegen eindrücklich zu vermitteln: Das Wissen um die Historie hilft uns beim Gestalten der Gegenwart.
Michael Schleicher, Münchner Merkur
…Die Geschichte von "Anne Frank Superstar" und ihren schillernden Off-Label-Nutzungen, die Mirjam Zadoff in ihrem Buch "Gewalt und Gedächtnis" erzählt, zeigt gut, was die Autorin in den 13 Essays beschäftigt, die sie hier versammelt: Zadoff schreibt darüber, wie an unterschiedlichsten Orten der Welt der Kriege, Massaker und Unterdrückungssysteme gedacht wird, welche nationalen Debatten die Gedenkstätten geformt haben, und wie diese Institutionen wiederum den Diskurs prägen.
Jörg Häntzschel, Süddeutsche Zeitung
Zadoffs Buch ist ein sehr persönliches Patchwork aus Beobachtungen, Erinnerungen und Reflexionen, das über 240 Seiten hinweg um eine einzige zentrale Frage kreist: Wie lässt sich demokratisches Erinnern organisieren. Darum geht es.
Günter Kaindlstorfer, Deutschlandfunk
Eckdaten
Mirjam Zadoff: Gewalt und Gedächtnis: Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert. - München: Hanser, 2023. – 240 Seiten. - ISBN 9783446278073
Quelle : Hanser Verlag