Rübezahl - der Berggeist in der Sagenwelt des Riesengebirges
In seinem Vortrag verfolgte Ralf Pasch, wie die Figur des Rübezahl über die Jahrhunderte ihre Charakteristik veränderte. Er bezog sich dabei auf die Forschungen des tschechischen Literaturwissenschaftlers Ladislav Futtera sowie polnische Wissenschaftler. Jutta Menzel las aus verschiedenen Rübezahl-Texten. Einer Theorie zufolge waren es Bergleute aus Italien, die den Sagenstoff einst ins Riesengebirge brachten. Die früheste verschriftlichte Erzählung datiert Futtera auf das Jahr 1566, dort ist Rübezahl ein böser Mönch. Im 17. und 18. Jahrhundert, dank der Niederschrift von 241 Rübezahl-Geschichten durch Johannes Praetorius endgültig populär geworden, erschien er ambivalent und für Menschen unberechenbar.
Im 19. Jahrhundert geriet Rübezahl zwischen die nationalistischen Fronten, galt zugleich als Held der germanischen Mythologie und als Teil der slawischen Kultur. Futtera: „Keine Kultur kann eindeutig als sein Erfinder angesehen werden“. Nach 1945 wurde die Figur auch in Polen adaptiert, sie bot Potenzial für die Schaffung einer neuen niederschlesischen Identität. Heute wird Rübezahl, etwa im böhmischen Garten Krakonošova zahrádka, auch als Schützer der bedrohten Natur des Riesengebirges interpretiert.
Veranstaltungs-Info
Seit Jahrhunderten ranken sich Sagen um den Berggeist des Riesengebirges, »Rübezahl«. Autoren und Autorinnen bedienen sich immer wieder im Fundus der jeweils anderen Kultur, wenn sie über den deutschen Rübezahl, den tschechischen Krakonoš oder den polnischen Liczyrzepa erzählen oder schreiben.
Der Journalist und Autor Ralf Pasch arbeitet an einer modernen Version der Sage für Jugendliche. In seinem Vortrag berichtet er, wie der Rübezahl-Mythos entstand und welche Facetten er in den drei Kulturen aufweist. Der Abend wird bereichert durch Lesungen aus Rübezahl-Geschichten.
Im Begleitprogramm der Ausstellung »Ein Gentleman auf Schlesien-Reise. Die Briefe des John Quincy Adams«
Die Ausstellung ist bis zum Beginn der Veranstaltung geöffnet.
Der Eintritt ist frei.
Einlass bis zum Erreichen der höchstzulässigen Besucherzahl.
Der Veranstaltungssaal ist nicht barrierefrei.