Paul Celan: Momentaufnahmen – Kurzlesungen aus dem Ausstellungsraum
Auf Youtube:
Lesungen mit Andrea Hancke und Michael Stülpnagel
Mit einer fünfteiligen Serie kurzer Lesungen möchten wir Einblicke in die Biografie Paul Celans ermöglichen – und in unsere Ausstellung. Es sind Momentaufnahmen, die den Dichter zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zeigen – in den Erinnerungen ihm nahestehender Menschen und im sehr persönlichen Dialog mit solchen.
Celans zahlreiche Briefwechsel sind faszinierende Quellen und mitunter von eigenem literarischen Wert. Ausschnitte aus den Korrespondenzen mit Ingeborg Bachmann, Gisela Dischner und Ilana Shmueli zeigen die Wünsche, Hoffnungen und Nöte Celans und seiner Freundinnen in unterschiedlichen Lebensphasen. Posthum verfasste Erinnerungstexte führen nach Czernowitz und Paris.
Es lesen die Sprecherin Andrea Hancke und der Schauspieler und Sprecher Michael Stülpnagel.
Im Rahmen der Ausstellung Paul Celan - Meine Gedichte sind meine Vita
Folge 5: „Es stand Jerusalem um uns“ – Aus dem Briefwechsel mit Ilana Shmueli
Als Paul Celan 1965 in Paris seine Czernowitzer Jugendfreundin Ilana Shmueli (geb. Liane Schindler, 1924 – 2011) wiedertraf, hatten die beiden einander 21 Jahre lang nicht gesehen. Im Oktober 1969 besuchte er die Freundin in Jerusalem – ihre jüdische Familie war 1944 nach Palästina geflohen. „Erinnern und Herkunft bekamen eine neue Bedeutsamkeit für uns, die über das Persönliche hinaus den Sinn der Schicksalsgemeinschaft im Jüdischen in sich trug“, schrieb Shmueli später über Celans Aufenthalt. Nicht nur die gemeinsame Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, auch das Ringen um eine neue geistige Heimat in Israel und in der Liebe zu Shmueli wühlten den Dichter enorm auf. Davon zeugt der intensive Briefwechsel, der auf den Jerusalem-Besuch folgte. Celans Brief vom 12. April 1970 ist sein letzter – am 19. oder 20. April 1970 nahm er sich mutmaßlich das Leben.
Folge 5 war bis zum 3. Mai 2021 auf Youtube zu sehen.
Folge 4: Von der ersten bis zur letzten Begegnung – Der Schweizer Schriftsteller Rudolf Peyer über Celan in Paris
Der Schweizer Schriftsteller und Übersetzer Rudolf Peyer (1929 – 2017) lernte Paul Celan 1958 bei einem Studienaufenthalt in Paris kennen. Er freundete sich mit ihm an und besuchte ihn wiederholt, zuletzt 1969. In seinem Text „Annäherung an eine Legende“, erstmals 1987 in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen, schlägt Peyer einen Bogen von seiner ersten bis zu seiner letzten Begegnung mit dem Dichter. Er beschreibt Celan als „Eichmeister für literarische Qualität“, als souveränen Gast in illustren Runden, zuletzt jedoch als „schwarz redenden“ Verzweifelten.
Folge 4 war bis zum Oktober 2021 auf Youtube zu sehen.
Folge 3: Im Austausch mit einer neuen Generation – Aus dem Briefwechsel mit Gisela Dischner
Als Paul Celan und Gisela Dischner einander 1964 kennenlernen, ist der Dichter 43 Jahre alt, die damalige Germanistikstudentin 24. Dischner hat den Krieg nur als Kind miterlebt, sie studiert bei Adorno und Habermas, ist politisch engagiert und vertritt linke Positionen. Nicht nur in der Bewertung Israels sind sie und Celan unterschiedlicher Meinung. Doch trägt ihre Korrespondenz über Jahre und Meinungsverschiedenheiten hinweg. Jenseits der persönlichen Beziehung ist Dischner für den in Paris lebenden Celan ein Ohr am Puls der jungen Generation in der Bundesrepublik.
Folge 3 war bis zum 3. Mai 2021 auf Youtube zu sehen.
Folge 2: Nähe und Distanz – Aus dem Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann
Im Jahr 1948 lernte Paul Celan in Wien die damals aufstrebende, später weltbekannte Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) kennen. Ihre Liebesbeziehung dauerte bis weit in die 1950er-Jahre fort, trotz Celans Umzug nach Paris kurz nach dem Kennenlernen und seiner Heirat mit Gisèle Lestrange 1952. Auch nach dem Ende der Beziehung blieben Celan und Bachmann, zwischenzeitlich mit Max Frisch liiert, einander eng verbunden.
Folge 2 war bis zum 21. April 2021 auf Youtube zu sehen.
Folge 1: Ruth Kraft erinnert sich an die gemeinsamen Jahre in Czernowitz/Cernăuți
1938 begann Paul Celan, damals noch Paul Antschel, ein Medizinstudium im französischen Tours. Ein Jahr später kehrte er in seine Geburtsstadt Czernowitz/Cernăuți zurück, um Romanistik zu studieren. Dort lernte er 1940 die ebenfalls aus Czernowitz stammende Schauspielerin Ruth Kraft, geb. Lackner (1916-1998) kennen. Celan warb um sie, er widmete ihr viele seiner frühen Gedichte, sie wurden ein Paar. Andrea Hancke liest aus der Niederschrift eines Interviews, das Israel Chalfen 1972 im Kölner Stadtgarten mit Ruth Kraft führte.
Folge 1 war bis zum Oktober 2021 auf Youtube zu sehen.