Mrii: Ukrainian Hope

Der Komponist Mykola Lysenko (1842–1912) sammelte ukrainische Volkslieder und verarbeitete sie in den Themen seiner musikalischen Werke. Seine Zweite Ukrainische Rhapsodie, auch als „Dumka-Schumka“ bekannt, verwendet etwa ein überliefertes Tanzmotiv. Violina Petrychenko begann ihr Konzert im HdH BW mit Lysenko, der als Begründer einer ukrainischen musikalischen Schule gilt. Seine „Reverie“ gab auch den grundlegenden Ton des Abends vor: „Mrii“ bedeutet „Träume“, träumerisch-schwebende Klänge möchte Petrychenko dem Horror des Krieges in ihrem Heimatland entgegensetzen.
Lysenkos Einfluss blieb an dem Abend im HdH BW präsent: Yakiv Stepovyi (1883–1921) komponierte in dessen Tradition, studierte wie er in Sankt Petersburg bei Rimski-Korsakow. Levko Revutskyi (1889–1977), von dem nach der Pause zwei Werke auf dem Programm standen, studierte in Kiew bei Lysenko Klavier. Mit Werken des 1937 geborenen Valentin Silvestrov beendete Petrychenko den Abend: Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine floh er nach Berlin, 2022 erhielt er den OPUS Klassik für sein Lebenswerk. Er gilt als der international prominenteste Komponist der Ukraine. „Bagatellen“ werden als seine „Lieblingsgattung“ der 2000er-Jahre bezeichnet, hier konzentriert er sich in erster Linie auf die Melodie, „doch nicht als etwas Fertiges, sondern als Antwort auf augenblicklich aufblitzende und das Ohr des Komponisten nicht mehr loslassende Intonationen, Rufe, Motive […] in denen es nichts gibt außer … Musik.“ (Tatjana Frumkis, Musikwissenschaftlerin) – Musik, die, so Violina Petrychenkos Idee, Hoffnung geben soll in verzweifelten Zeiten.
Veranstaltungs-Info

"Mrii" ist das ukrainische Wort für "Träume". Die seit Jahren in Deutschland lebende, aus der Ukraine stammende Pianistin Violina Petrychenko stellt in ihrem neuen Programm eine schwebend leichte, romantische und bisweilen melancholische Seite der ukrainischen Musik des 19./20. Jahrhunderts vor – und möchte damit angesichts des entsetzlichen Krieges Hoffnung geben.
Werke von Komponistinnen und Komponisten aus der Ukraine schafften es bisher selten in das Repertoire des westlichen Konzertbetriebes. So hält jedes Stück des Konzerts eine Überraschung bereit: Von der wohl von Schumann und Chopin inspirierten "Reverie" Mykola Lysenkos bis zu der offenbar von französischem Impressionismus und Jazz beeinflussten Musik Levko Revutskyis.
Violina Petrychenko versteht das Motto des Programms als ermutigende Aussage: "So zerstörerisch Bomben und Raketen auch sein mögen – die Träume, die Menschen in ihren Herzen tragen, werden immer stärker sein!"
Violina Petrychenko stammt aus Saporischschja und hat in Kyjiw, Weimar, Köln und Essen studiert. Sie hat mittlerweile fünf CDs mit Werken ukrainischer Komponisten eingespielt.
In Kooperation mit dem Bessarabiendeutschen Verein e.V.
Der Eintritt ist frei.
Der Veranstaltungssaal ist nicht barrierefrei. Einlass bis zum Erreichen der höchstzulässigen Besucherzahl.
Programm
Mykola Lysenko (1842–1912)
Reverie, Visions of the Past, op. 13 d-moll
Dumka-Schumka, op. 18 a-moll
Fryderyk Chopin (1810–1849)
Mazurka op. 17 nr. 4 a-moll
Yakiv Stepovyi (1883–1921)
Walzer op. 5 nr. 1 b-moll
Präludium op. 9 nr. 1 b-moll
Mazurka op. 9 nr. 2 Es-dur
„Präludium zum Gedenken an Taras Schewtschenko“
Fantasie e-moll
- Pause -
Yakiv Stepovyi (1883–1921)
Mriya g-moll
Levko Revutskyi (1889–1977)
Lied op. 17 nr. 1 g-moll
Improvisation Es-dur
Valentin Silvestrov (* 1937)
Drei Bagatellen op.1
1. Allegretto
2. Moderato
3. Moderato
Kitsch Music
1. Allegro vivace
2. Moderato
3. Allegretto
4. Moderato
5. Allegretto