Migration und Wohnungsbau 1948 und 2023
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs herrschte ein gravierender Mangel an Wohnraum – es musste sehr schnell und sehr viel gebaut werden. Damals galt als gesellschaftlicher Konsens, dass angemessener Wohnraum eines der Grundbedürfnisse des Menschen sei: Es müsse befriedigt werden, sonst sei der soziale Frieden in Gefahr. Der Wohnsoziologe Gerd Kuhn betonte auf dem Podium im HdH BW die immense Leistung, die das deutsche Sozialsystem damals erbrachte. Markus Müller vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen nahm seine Gedanken auf: Stadtplaner sehen sich heute nicht mehr vor allem als Architekten, sondern immer auch als Soziologen. Stadtteile „funktionieren“ dann, wenn sich die Einwohnerinnen und Einwohner dort wohlfühlen. Deshalb immer wichtig: die Pflege des Bestands, die planerische Weiterentwicklung, wenn sich etwa die Zusammensetzung der Bevölkerung verändere. Eine Stadt, die zu mehr als 50% aus Single-Haushalten bestehe, müsse heute ganz anders auf den öffentlichen- und den Wohnraum schauen als vor 50 Jahren. Wie schwierig das in der Praxis ist, zeigt die bundesdeutsche, konfliktbeladene Realität. Alle demografischen Prognosen zum Schrumpfen der Bevölkerung lagen falsch, politische Krisen, die Migration auslösen, lassen sich nicht vorhersehen, und Planungszeiten sind wegen höherer Komplexität, nicht nur wegen überbordender Bürokratie, länger… Stadtplanung bleibt eine Herausforderung. Das Thema birgt einiges an Sprengkraft, aber das Podium zeigte sich optimistisch, der Historiker Mathias Beer: Die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg sei um Einiges problematischer gewesen und wurde dennoch gemeistert.
Veranstaltungs-Info
... Herausforderungen und Potenziale
Zuwanderung ist in Deutschland eine Triebfeder für den Wohnungsbau – nicht nur heute, sondern bereits seit der Nachkriegszeit. Die Wohnverhältnisse wiederum prägen den einzelnen Menschen ebenso wie das soziale Miteinander.
Welche Vergleiche lassen sich zwischen den sozialen und städtebaulichen Herausforderungen von 1948 und 2023 ziehen? Wie beeinflusst Migration den Wohnungsbau und wie wird diese Beziehung diskutiert? Welche Bau- und Wohnkonzepte erleichtern das Ankommen und versprechen gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Darüber diskutieren:
Dr. Gerd Kuhn, Wohnsoziologe und Stadtforscher, Büro urbi_et Tübingen
Dr. habil. Mathias Beer, Historiker, IdGL
Prof. Dr. Markus Müller, Leiter der Abteilung Wohnen, Städtebau, Baurecht, Denkmalpflege im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen
Moderation: Rainer Bobon, HdH BW
Begleitprogramm der Ausstellung Migration und Wohnungsbau. Lebensgeschichten aus Stuttgart-Rot.
Die Ausstellung ist bis 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn geöffnet.
Der Eintritt ist frei.
Der Veranstaltungssaal ist nicht barrierefrei. Einlass bis zum Erreichen der höchstzulässigen Besucherzahl.