Eleonora Hummel: Die Wandelbaren
Kasachstan, 1975: Feine Leute aus der Stadt engagieren den 16-jährigen Arnold Bungert quasi vom Feld der Steppe weg. Bei den besten Dozenten soll er die Schauspielkunst erlernen. In Moskau! Der Haken: Bühnensprache ist Deutsch, und Arnold Bungert kann kein Wort, trotz seines Namens. Mit ihm wird eine Handvoll Jugendlicher für das Deutsche Theater Temirtau ausgebildet, zur Förderung, so der Plan der Sowjetregierung, der deutschen Minderheit.
In Temirtau, einer Stahlarbeiterstadt in Zentralkasachstan, leben allerdings kaum Deutsche, das Publikum ist rar gesät. Dennoch schaffen sich die jungen Schauspieler eine kleine Insel der Freiheit im Sowjetregime. Sie schmieden politische Pläne, lieben, wetteifern – und gehen in den Jahren des Umbruchs schließlich ihre jeweils eigenen Wege. 25 Jahre nach Auflösung des Theaters treffen sie sich in Deutschland wieder. Was ist von ihren Träumen geblieben?
Eleonora Hummel (geb. 1970 in Zelinograd, heute Nur-Sultan) ist Schriftstellerin und Hauptpreisträgerin des Russlanddeutschen Kulturpreises 2020. Sie siedelte 1982 mit ihrer Familie in die DDR über und lebt heute in Dresden. „Die Wandelbaren“ ist ihr vierter Roman.
Moderation: Katharina Lindt, Journalistin
Eine Veranstaltung in der Reihe
Aufbruch ins Ungewisse
Spät- und postsozialistische Migrationsgeschichten
Als vor dreißig Jahren die Sowjetunion zusammenbrach, setzte dies enorme Migrationsströme in Gang – unter anderem nach Deutschland. Hunderttausende Menschen mit deutschen und jüdischen Wurzeln siedelten in die Bundesrepublik über. In den Volksrepubliken Polen und Rumänien hatte die massenhafte Emigration der Deutschstämmigen bereits einige Jahre zuvor eingesetzt. Triebfedern waren hier wie dort politische Unterdrückung, Diskriminierung und wirtschaftliche Not; in einigen postsowjetischen Staaten und auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens kamen schließlich bewaffnete Konflikte hinzu. Wer ging, ließ manche Probleme und Konflikte hinter sich – und verabschiedete sich zugleich von Freunden und Verwandten, Gewohnheiten und Vertrautem. Sozialer Status, Bildungsabschlüsse und Besitz mussten in Deutschland meist von Grund auf neu erarbeitet werden.
Die Reihe nimmt die Jahre des Umbruchs in den Blick und fragt nach Handlungsmotiven und Strategien bei der Migration. Sie beleuchtet den individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit biografischen Brüchen, Verlusterfahrung und Neuanfang zwischen Ländern, Sprachen und Systemen.
Weitere Veranstaltung der Reihe:
Sigrid Katharina Eismann: Das Paprikaraumschiff. Die Autorin im Gespräch mit der SWR-Redakteurin Silke Arning.
Dienstag, 19.10.2021, 18:00 Uhr, HdH BW Großer Saal EG
Anmeldung / Erhebung von Kontaktdaten im Rahmen der Corona-Pandemie
Voraussetzung für die Teilnahme an der Veranstaltung ist die Kontaktdatenerhebung. Diese dient der Nachverfolgung von Infektionsketten. Nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist von vier Wochen werden die Daten vernichtet.
Wegen des begrenzten Platzkontingents bei den Veranstaltungen bitten wir um Anmeldung. Sie kann telefonisch oder per Mail erfolgen (Tel. 0711 669510 oder per E-Mail an poststelle@hdh.bwl.de). Bitte geben Sie Vor- und Nachname, Anschrift und Telefonnummer (soweit vorhanden) aller von Ihnen angemeldeter Personen an. Plätze bleiben bis 10 Minuten vor Veranstaltungsbeginn reserviert und werden dann freigegeben.
Bitte beachten Sie die am Veranstaltungstag gültige Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg.
Bitte beachten Sie die aktuellen Hygienemaßnahmen.
Der Eintritt ist kostenfrei.
Die Veranstaltungsräume sind nicht barrierefrei.