Entlang der schönen blauen Donau

Der Stuttgarter Pianist Maximilian Schairer und die SWR-Musikvermittlerin Jasmin Bachmann luden in einem Gesprächskonzert mit reichen Klangfarben und kraftvoll erzählten Bildern zur Reise „entlang der schönen blauen Donau“ ein.
Die musikalische Auswahl des Abends umfasste ausschließlich Transkriptionen, also Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten – durch Franz Liszt (1811–1886), Alfred Grünfeld (1852–1924) und Adolf Schulz-Evler (1852–1905). Sie wurden durch Lesungen von Landschaftsbeschreibungen, einer geisterhaften Sage und heimatlicher Empfindungen am Donaustrom ergänzt.
Den Konzertabend eröffnete die Klavierbearbeitung von Robert Schumanns (1810–1856) „Widmung“ (aus „Mythen“, op. 25 As-Dur) von Franz Liszt. Es folgte Franz Schuberts (1797–1828) „Ave Maria“ (S. 558, Nr. 12 B-Dur), das Schairer mit sehr gefühlvollem, langsamen und breitem Ausdruck vortrug, und im dynamisch-spannenden Kontrast dazu, nachdem Jasmin Bachmann das Publikum mit einer gespenstischen Donau-Sage aus Österreich, „Die Geisterschiffe“, aufwühlte, das Stück „Erlkönig“ (S. 558, Nr. 4 g-moll). Joseph von Eichendorffs (1788–1857) Beschreibungen von Begegnungen auf der Donau aus dem Roman „Ahnung und Gegenwart“ leiteten über zu Franz Liszts Bearbeitung Schuberts „Auf dem Wasser zu singen“ (S. 558 Nr. 2 As-Dur).

Poesie und Wiener Charme mit Bearbeitungen von Musikstücken von Johann Strauß (1825–1899) bestimmten den zweiten Teil des Abends. Zu den engen Freunden des Walzerkönigs gehörte der in Prag geborene Komponist Alfred Grünfeld. Dessen Konzertparaphrase über Straußsche Walzermotive „Soirée de Vienne“ (op. 56 Des-Dur) schmückte Maximilian Schairer prunkvoll aus und steigerte sich noch mit der Darbietung der Transkription des „Frühlingsstimmenwalzers“ (op. 57 B-Dur), den Johann Strauß im Original Alfred Grünfeld widmete.
Anschließend trug Jasmin Bachmann die Beschreibungen des ungarischen Schriftstellers Mór Jókai (1825–1904) vor. In der Fantasie der Konzertbesucher ließen sie das Eiserne Tor, den gefährlichsten Flussabschnitt der Donau in den südlichen Karpaten, Gestalt annehmen.
Die Herzenshymne der Österreicher vervollständigte den Konzertabend „entlang der schönen blauen Donau“. Die Bearbeitung des Straußschen „Donauwalzers“ durch den polnischen Komponisten Adolf Schulz-Evler gilt wegen ihrer reichen Verzierungen als sehr anspruchsvoll. Das schwungvolle Spiel Schairers entführte die begeisterten Konzertbesucher förmlich nach Wien.
Veranstaltungs-Info

Die Donau: Napoleon nannte sie die »Königin der Flüsse Europas«. Auf ihrer 2857 Kilometer langen Reise durch zehn Länder – vom Baden-Württembergischen Donaueschingen bis zur Mündung ins Schwarze Meer – fließt sie vorbei an historischen Burgen und Klöstern. Sie ist Schauplatz von Mythen und Märchen verschiedener Kulturen, begeistert durch prächtige Naturschauspiele und ist seit jeher Inspirationsquelle für Komponisten wie Literaten. Das rund zweistündige Konzert lädt zu einer musikalisch-literarischen Reise entlang der »schönen blauen Donau« ein.
Der Pianist Maximilian Schairer hat für das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg ein Programm voller Klangfarben und Erzählkraft zusammengestellt: Schubert-Lieder in Liszts eindrucksvollen Bearbeitungen treffen auf musikalische Impressionen aus Wien. Virtuosität, Poesie und ein Hauch Wiener Charme erwarten das Publikum.
Einlass: 17:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Programm
Franz Liszt/Robert Schumann: Widmung (aus Mythen). op. 25 As-Dur
Franz Liszt/Franz Schubert: Ave Maria. S. 558 Nr. 12 B-Dur
Franz Liszt/Franz Schubert: Erlkönig. S. 558 Nr. 4 g-moll
Franz Liszt/Franz Schubert: Auf dem Wasser zu singen. S. 558 Nr. 2 As-Dur
Alfred Grünfeld/Johann Strauß: Soiree de Vienne. op. 56 Des-Dur
Alfred Grünfeld/Johann Strauß: Frühlingsstimmenwalzer. op. 57 B-Dur
Adolf Schulz-Evler/Johann Strauß: Donauwalzer. Strauß op. 314 Es-Dur
Lesungen
Claudio Magris (*1939): Auszug aus „Donau – Biographie eines Flusses“
Die Geisterschiffe (Märchen aus Österreich)
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857): Begegnungen auf der Donau (gekürzt)
Marie Eugenie delle Grazie (1864-1931): In Wien
Sándor Petöfi (1823-1849): Zwei Wanderer
Naturbeschreibung aus dem rumänischen Märchen „Der Seehund“
Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg (1714-1765): Auf dem Wasser zu singen
Mór Jókai (1825-1904): Das eiserne Tor

Klavier: Maximilian Schairer
Maximilian Schairer wurde von Steinway & Sons mit dem Titel »Steinway Artist« ausgezeichnet und erhielt bei Festivals und Wettbewerben in Europa und in den USA mehrfach erste Preise. Bereits mit 12 Jahren gab er sein Orchesterdebut mit dem Stuttgarter Kammerorchester, er studierte in Stuttgart, Leipzig und München. Maximilian Schairer tritt in Konzerthäusern wie der Carnegie Hall New York, der Opéra National Bastille, dem »Wiener Saal« Salzburg auf und konzertiert mit namhaften Kammerorchestern und Sinfonieorchestern. Musikalische Lesungen gestaltete er u. a. mit der Schauspielerin Katharina Thalbach oder dem Bergsteiger Reinhold Messner

Lesung: Jasmin Bachmann
Jasmin Bachmann ist Projektmanagerin für Musikvermittlung beim SWR Symphonieorchester. Sie war bis 2021 Mitglied des Sprecherteams des Bayerischen Rundfunks und moderierte das ARD Nachtkonzert. Stationen ihrer Engagements für Moderation und Konzeption waren und sind u.a. das Festspielhaus Baden-Baden, die Stuttgarter Philharmoniker, das Staatstheater Darmstadt, die Philharmonie Jena und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim.