Sigrid Katharina Eismann: Das Paprikaraumschiff
Sechzehn Jahre alt ist die Ich-Erzählerin des autobiografisch geprägten Romans, als sie aus Rumänien in den Westen emigriert. Im Gepäck Ausreisepässe und Biografien von drei Generationen, im Kopf verheißungsvolle Bilder der Freiheitsstatue, steigt sie mit ihrer Familie in den Sonderzug.
In Hessen, der neuen Heimat, landet sie direkt auf der Beschleunigungsspur. Die Suche nach einem Dach über dem Kopf, nach Arbeit, gibt das Tempo vor. Das Ankommen vertagt, verjährt.
Als Erwachsene kehrt die Erzählerin später zurück ins Banat. Sie sieht veränderte Stadtgesichter, feiert Feste zwischen Archaik, Melancholie und Ausgelassenheit. Auf der Reise wird Gastfreundschaft zum Heimatersatz.
Sigrid Katharina Eismann (geb. 1965 in Temeswar/Timișoara) ist Lyrikerin, Autorin, Künstlerin und Übersetzerin. Nach dem Besuch des Nikolaus-Lenau-Lyzeums emigrierte sie 1981 mit ihrer Familie in die Bundesrepublik Deutschland. Sie lebt in der Rhein-Main-Region.
Moderation: Silke Arning, SWR-Redakteurin
Eine Veranstaltung in der Reihe
Aufbruch ins Ungewisse
Spät- und postsozialistische Migrationsgeschichten
Als vor dreißig Jahren die Sowjetunion zusammenbrach, setzte dies enorme Migrationsströme in Gang – unter anderem nach Deutschland. Hunderttausende Menschen mit deutschen und jüdischen Wurzeln siedelten in die Bundesrepublik über. In den Volksrepubliken Polen und Rumänien hatte die massenhafte Emigration der Deutschstämmigen bereits einige Jahre zuvor eingesetzt. Triebfedern waren hier wie dort politische Unterdrückung, Diskriminierung und wirtschaftliche Not; in einigen postsowjetischen Staaten und auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens kamen schließlich bewaffnete Konflikte hinzu. Wer ging, ließ manche Probleme und Konflikte hinter sich – und verabschiedete sich zugleich von Freunden und Verwandten, Gewohnheiten und Vertrautem. Sozialer Status, Bildungsabschlüsse und Besitz mussten in Deutschland meist von Grund auf neu erarbeitet werden.
Die Reihe nimmt die Jahre des Umbruchs in den Blick und fragt nach Handlungsmotiven und Strategien bei der Migration. Sie beleuchtet den individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit biografischen Brüchen, Verlusterfahrung und Neuanfang zwischen Ländern, Sprachen und Systemen.
Weitere Veranstaltung der Reihe:
Eleonora Hummel: Die Wandelbaren. Die Autorin im Gespräch mit der Journalistin Katharina Lindt
Donnerstag, 30.09.2021, 18:00 Uhr, HdH BW Großer Saal EG
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