„... und darum Euer Freund.“ Paul Celan und Hanne und Hermann Lenz
„denn ich bin längst nicht mehr weiß sondern grau"
In einem Band seiner autobiografischen Romanfolge Vergangene Gegenwart hat Hermann Lenz seine Freundschaft mit Paul Celan verarbeitet. Luise Wunderlich und Marit Beyer lasen aus Ein Fremdling und aus dem Briefwechsel zwischen dem Ehepaar Lenz und dem Lyriker.
Die Romanfigur Jakob Stern betritt die literarische Welt und fasziniert durch die „Strahlungskraft“, die von ihr und ihren Versen ausgeht. In einem Brief an das Ehepaar Lenz bedankt sich Paul Celan 1954 für dessen Gastfreundschaft, in schwärmerisch-begeistertem Ton, voller „Trunkenheit“. Die Lesung von Marit Beyer und Luise Wunderlich verknüpfte geschickt autobiografische Erfahrung und künstlerische Verarbeitung von Hermann Lenz. Das virtuose Geigenspiel von Nurit Stark nahm die Farben von Celans Lyrik auf: Klänge von György Kurtág, Ernest Bloch, Belá Bartók waren fragil und zart, auch voller Energie, verstörend und schmerzvoll.
Die Lesung verfolgte den intensiven Briefaustausch über die 1950er-Jahre, und machte die zunehmende Verletzbarkeit Celans deutlich. Die Verleumdungen rund um die Goll-Affäre wurden diskutiert, ein wachsender Antisemitismus in Deutschland besprochen, Lenz und Celan resignierten, es kam zu Verstimmungen, Vorwürfen Celans. Auch der Fremdling zieht diese Entwicklung nach: Jakob Stern/Paul Celan leidet in Stuttgart während und nach einer Lesung an der Ablehnung der Poetengruppe um Max Bense. Die reale Freundschaft blieb von allen Störungen unbeschädigt, so Hermann Lenz nach Celans Tod.
Veranstaltungs-Info
Paul Celan tat sich schwer mit Freundschaften. In seinem Stuttgarter Schriftstellerkollegen Hermann Lenz und dessen Frau, der Kunsthistorikerin und Lektorin Hanne Lenz, fand Celan aber treue Freunde über Jahre hinweg. Für den in Paris lebenden Celan war diese Beziehung eine wichtige berufliche und menschliche Brücke nach Deutschland, ins Land der Täter.
Im Briefwechsel der drei schlagen sich die jeweiligen beruflichen Krisen ebenso nieder wie die herzliche Anteilnahme an Gesundheit und familiären Glück. In seinem Roman Ein Fremdling, lange nach Celans Tod erschienen, setzt Hermann Lenz dem Freund in der Figur des Jakob Stern ein Denkmal. Die Lesung spürt dieser besonderen Literatenfreundschaft nach.
Sprecherinnen: Luise Wunderlich, Marit Beyer, HMDK Stuttgart
Musik/Geige: Nurit Stark, Alfred Schnittke Akademie International Hamburg
Im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen Stuttgart 2021
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