Trauma – Klischees – Gemeinsamkeiten – Schalom Aleikum – Tikku Olam
HdH BW
Wie findet man nach Antisemitismuserfahrungen zurück ins Leben und wie wirken sie sich auf die Psyche aus? Woher kommen Klischees, und gibt es Gemeinsamkeit zwischen dem Judentum und anderen Religionen? Gibt es das Paradies auf Erden? Diesen ganz unterschiedlichen Fragestellungen sind fünf Schülerinnen nachgegangen.
Hier sind Auszüge aus ihren Seminararbeiten nachzulesen:
„Im Rahmen meiner Seminararbeit habe ich mich mit dem Thema der direkten psychischen Folgen des Antisemitismus im Dritten Reich für die Betroffenen auseinandergesetzt. Hierfür erfolgten eine Analyse und ein Vergleich von vier Zeitzeugen, die jeweils ihre Erlebnisse in Interviews, Dokumentationen und Berichten schilderten. Während sich die erlebte Verfolgung und Misshandlung durch Nationalsozialisten in allen vier Geschichten ähnelt, unterscheiden sich die Folgen maßgeblich. Zweien der vorgestellten Fälle gelang es nicht oder nur stark eingeschränkt, ein gesundes und normales Leben zu führen, sie litten durchweg unter schweren psychischen und gesundheitlichen Einschränkungen. Sie berichteten beide von einem Leben der Flucht und Verdrängung, geplagt von ständigen Angstzuständen. Die beiden anderen Zeitzeugen waren in der Lage, ihrem Leben durchaus einen Wert abzugewinnen, einen gesunden Umgang mit dem Erlebten zu entwickeln und sich als aktiv Geschichtslehrende dem Kampf gegen den Antisemitismus und der Bildung kommender Generationen zu widmen.“
Nadine, J1
„Ich wusste, wie es zum Zweiten Weltkrieg kam und ich wusste, wie er ausging, aber bevor ich für meine Seminararbeit schreiben musste, habe ich mich nicht mit meiner Leitfrage ‚Mit welchen Chancen und Herausforderungen wurden Juden in der Nachkriegszeit konfrontiert?‘ auseinandergesetzt. Jüdische Menschen, die den Zweiten Weltkrieg überlebt haben, hatten es schwer, in den Alltag zurück zu finden. Es gab ein paar Hilfsorganisationen, die ihnen bei ihrem Weg zurück in den Alltag halfen, z.B. mit Kleider- oder Geldspenden. Außerdem gab es Unterstützung bei der Auswanderung. Der Staat bat ihnen eine sogenannte Wiedergutmachung an, doch diese bezog sich nur auf wiederauffindbare Gegenstände. […] Und als wären das nicht schon Herausforderungen genug, litten sie durch die schweren Verluste von Familienmitgliedern und den schlimmen Erlebnissen an psychischen und physischen Problemen.“
Jana, J1
„Durch den Experten und Filmproduzenten Arkadij Khaet, den wir im Rahmen des Unterrichts bereits schon kennengelernt hatten, kam mir die Idee, mich mit jüdischen Klischees in den Medien zu befassen. Dabei war es mein Ziel, herauszufinden, woher der Ursprung vieler Klischees stammt, und zu analysieren, wie sich diese Vorurteile bis heute noch verbreiten und es schaffen, unbewusst in vielen unseren Köpfen zu schlummern.“
Soraya, J1
„Meine Frage war, wie es sich als junger Jude lebt im Vergleich zu jungen Muslimen und wie man ein gemeinsames Miteinander schafft, um ohne Angst in einer Gesellschaft mit Menschen verschiedener Religionen leben zu können. Nach intensiver Recherche und einem Interview habe ich erkannt, dass das Judentum und der Islam mehr Gemeinsamkeiten haben als man im Allgemeinen für möglich hält. Beide haben mit ähnlichen Vorurteilen zu kämpfen. […] Der wichtigste Punkt ist, durch gemeinsame Projekte und Gespräche ein Verständnis für das Gegenüber aufzubauen. Nur durch Annäherung und Wissensaustausch, kombiniert mit einer offenen toleranten Art, kann man gesellschaftlichen Vorurteilen entgegenwirken und einen Ort schaffen, in dem sich alle wohlfühlen.“
Züleyha, J1
„Die Vorstellung des Paradieses liegt für die meisten Menschen erst im Jenseits, etwas was erst nach dem Tod erreicht wird. Das Judentum hat allerdings eine andere Ansicht, denn das Paradies ist eine Sache, wofür wir uns alle aktiv einsetzten müssen. Damit werden die Werte einer Umsetzung des Paradieses in das tägliche Leben direkt in den Mittelpunkt gestellt. Der Begriff Tikkun Olam ist Hebräisch und bedeutet ‚Reparatur der Welt‘. Verstanden wird darunter das Streben, die Welt durch aktives Handeln zu verbessern bzw. zu reparieren. Durch die Religion verpflichtet man sich, seinen Glauben in die Tat umzusetzen. Es gilt als erstrebenswertes Ziel eines jeden Menschen.“
Franziska, J1
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