Buchtipp des Monats
2024
Jaroslav Rudiš
Zug um Zug durch Europa
Von Nachtzügen, Speisewagen und den schönsten Bahnhöfen
Sein Großvater war Weichensteller, sein Onkel Fahrdienstleiter und sein Cousin Lokführer. Auch Jaroslav Rudiš liebt Züge. In seinem großformatigen Buch begibt er sich im Takt der Schienen durch Europa und zeigt mit über 160 Fotos, wie ein Eisenbahnmensch lebt und reist: von Berlin bis zum Gotthardtunnel und von Sizilien bis nach Lappland; im Nachtzug durch Polen und die Ukraine sowie im Speisewagen von Hamburg nach Prag. Dabei sammelt er Geschichten: im Speisewagen, Schlafwagen und Großraumwagen; in den Bahnhofskneipen in Böhmen und in den Cafébars italienischer Stationen. Jaroslav Rudiš weiß: Es sind die Bahnstrecken, die Europa zusammenhalten.
Jaroslav Rudiš, geboren 1972 in der Tschechoslowakei, lebt heute in Lomnice nad Popelkou und Berlin und ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Musiker. Rudiš‘ Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und verfilmt. 2021 wurde er zudem als „einer der engagiertesten Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien“ mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Pressestimmen
Ein Glück eigentlich, dass Jaroslav Rudiš wegen seiner Sehschwäche nicht Zugführer wurde. So wurde er Geschichtenerzähler und der leidenschaftlichste Zugreisende, den das Schienennetz je sah. Hier ist er beides. und sofort will man mitfahren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung Online
Rudiš erzählt mit großer Fabulierlust von seiner tschechischen Eisenbahnerfamilie, den besten Speisewagen und den schönsten Nachtzügen – ein Vergnügen erster Klasse.
Süddeutsche Zeitung
In feiner Sprache schickt uns Rudiš durch Europa (…) Nie war Bahnfahren schöner!
kulturexpresso.de
Eckdaten
Jaroslav Rudiš: Zug um Zug durch Europa : Von Nachtzügen, Speisewagen und den schönsten Bahnhöfen. - München: Piper, 2023. - 255 Seiten. - ISBN 978 3 89029 585 5
Quelle : Piper Verlag
Maxim Biller
Mama Odessa
Roman
Die Welt der russisch-jüdischen Familie aus Hamburg, um die es in Maxim Billers neuem Roman »Mama Odessa« geht, ist voller Geheimnisse, Verrat und Literatur. Wir lesen aber auch ein kluges, schönes und wahrhaftiges Buch über einen Sohn und eine Mutter, beide Schriftsteller, die sich lieben, wegen des Schreibens immer wieder verraten – und einander trotzdem nie verlieren.
Mit beeindruckender Leichtigkeit spannt Maxim Biller einen Bogen vom Odessa des Zweiten Weltkriegs über die spätstalinistische Zeit bis in die Gegenwart. Alles hängt bei der Familie Grinbaum miteinander zusammen: das Nazi-Massaker an den Juden von Odessa 1941, dem der Großvater wie durch ein Wunder entkommt, ein KGB-Giftanschlag, der dem Vater des Erzählers gilt und die Ehefrau trifft, die zionistischen Träumereien des Vaters, der am Ende mit seiner Familie im Hamburger Grindelviertel strandet, wo nichts mehr an die jüdische Vergangenheit des Stadtteils erinnert – und wo er aufhört seine Frau zu lieben, um sie wegen einer Deutschen zu verlassen. Dennoch scheint ständig ein schönes, helles Licht durch die Zeilen dieses oft tieftraurigen, außergewöhnlichen Buchs.
Pressestimmen
Sollte Maxim Biller aufhören zu schreiben und ›Mama Odessa‹ tatsächlich sein letztes Buch bleiben, er hätte damit aufs Schönste sein Gelöbnis konterkariert. Gerade solche Bücher braucht unsere Zeit: Sie sind Zeugnis eines großen Humanismus und Ausdruck der unerschütterlichen Kraft des dichterischen Wortes.
Roman Bucheli, NZZ
... ein leichtes, schweres Meisterwerk - und das gegenwärtig beste erste Kapitel der deutschen Literatur.
Marlene Knobloch, Süddeutsche Zeitung
Literatur tritt hier nicht mit dem Anspruch auf, den Menschen besser zu machen, sondern ist sich - völlig zu Recht - selbst genug.
Marianna Lieder, Welt am Sonntag
... sein vielleicht zärtlichstes Buch
Thomas Andre, Hamburger Abendblatt, 12. August 2023
Sentimentalität und ein ganz direkter Humor sind bei Maxim Biller nie ein Widerspruch, so liebevoll hat er sie aber noch nie verbunden. Beiden titelgebenden Sujets wird Mama Odessa aufs Bedrückendste und Rührendste gerecht.
Michael Wurmitzer, Der Standard
Billers Figuren sind das Gegenteil der Alles-gut-Menschen. Sie sind von Entscheidungen, Reue und Widersprüchen komplex geflochtene Wesen, und Biller folgt ihren Fasern, ohne zu konstruieren, ohne zu korrumpieren.
Marlene Knobloch, Süddeutsche Zeitung
Biller versteht es, mal mit Ironie, mal mit Melancholie, immer aber in einem stillen, poetischen Ton die ganze Bandbreite der Familiendynamik aufzufächern, am schönsten ist doch die Mutter-Sohn-Beziehung.
Hüseyin Ince, Abendzeitung München
Eckdaten
Maxim Biller: Mama Odessa: Roman. - Hamburg: Kiepenheuer & Witsch, 2023. - 240 Seiten. - ISBN 9783462004861
Quelle : Kiepenheuer und Witsch
Anti Selart, Mati Laur
Dorpat/Tartu
Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt
Als Bischofssitz gegründet, durch den Hansehandel mit Russland reich geworden, dank der Landesuniversität als „Embach-Athen“ gerühmt, sowjetisches Sperrgebiet: Dieses Buch führt seine Leserinnen und Leser durch die spannende und wechselhafte Geschichte der in Estland gelegenen Europäischen Kulturhauptstadt 2024.
Weit im Nordosten, nahe der russischen Grenze, scheint Dorpat/Tartu in Estland eine abgeschiedene Provinzstadt am Rande Europas zu sein. Dabei ist die Stadt am Embach/Emajōgi seit ihrer Gründung auf viele Weisen europäisch vernetzt: Zunächst als Bischofssitz im mittelalterlichen Livland (heute: Estland und Lettland) in die Strukturen der römischen Kirche. Als Hansestadt kontrollierte sie mit Riga und Reval/Tallinn den Handel zwischen Russland und dem übrigen Europa. Und seit der Neugründung der Universität 1802 waren ihre Absolventen weit über die Grenzen des russländischen Kaiserreichs gefragte Experten. Doch blieb Dorpat nicht allein Ausbildungsort der deutschbaltischen Eliten, sondern wurde zu einem Kristallisationspunkt der estnischen Nationalbewegung. Die wechselhafte Geschichte des „wohl besten Wohnorts in der Welt“ (Mati Laur), von Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau, schildern die Autoren mit wissenschaftlicher Expertise und estnischem Humor.
Eckdaten
Anti Selart und Mati Laur: Dorpat/Tartu – Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt. - Wien: Böhlau Verlag, 2023. - 224 Seiten. - ISBN: 978-3-205-21826-5
Quelle : Böhlau Verlag
Dorothee Riese
Wir sind hier für die Stille
Roman
Die Geschichte einer Kindheit als soziales Experiment: Anfang der 1990er-Jahre wandert Judith mit ihren Eltern von Deutschland nach Rumänien aus. Ihr Ziel ist ein abgelegenes Dorf in Transsilvanien am Rande der Karpaten. Judith soll in einer ursprünglichen, vom Kapitalismus freien Gemeinschaft aufwachsen. Mit wachem Blick erkundet sie den Ort, seine Menschen, Geschichte und Sprache.
Sie wird zur Wahlenkelin der alten Siebenbürger Sächsin Lizitanti, von der sie einen Hahn geschenkt bekommt. Und sie lernt Irina kennen, die mit ihrer Ziege im Milchauto mitfährt. Irina ist eine Romni. Judith möchte das auch sein, Irina aber lehnt das kategorisch ab. Bald stellt der Widerspruch zwischen mitgebrachter Utopie und vorgefundener Realität die Familie vor immer größere Fragen.
Pressestimmen
Ist Fremdsein eine unüberwindbare Grenze – auch wenn man den Alltag miteinander teilt? Mit Dorothee Riese betritt eine Autorin die literarische Bühne, der es gelingt, mit den Mitteln der Sprache das, was hinter der Sprache liegt, spürbar zu machen.
Jenny Erpenbeck
Ein dichter, farbiger Roman, der die Grenzen auslotet zwischen West- und Osteuropa, zwischen Anspruch und Wirklichkeit, und der immer wieder von jenen Missverständnissen auf beiden Seiten erzählt, die nicht allein aus mangelnden Sprachkenntnissen entstehen. (…) Ein vielschichtiger und besonderer Debütroman!
BR24 „Neues vom Buchmarkt“
Vom Entwurzeltsein, der daraus folgenden Ohmacht und der Leere zeugt dieser tiefgründige Roman, der gerade in der jetzigen Zeit so wichtig ist, weil er trotz Brisanz unaufgeregt den Finger in die Wunde legt und die inneren Kämpfe vieler Menschen auf einfühlsame Weise reflektiert.
carpegusta-literatur.de
In gewisser Weise könnte so eine Geschichte auch hier bei uns passieren. Und passiert garantiert auch. Und sorgt dafür, dass Kinder früh schon lernen, wie sehr sich Gesellschaften an Grenzen und Vorurteilen festhalten, die eigentlich keinen Sinn ergeben.
Leipziger Zeitung online
Dorothee Riese stellt uns ihre Figuren von mehreren Seiten vor. Keine ist nur böse und rachsüchtig, keine nur edel und hilfreich (…) Manchmal muss man zurückblättern, um sich Angedeutetes zu vergegenwärtigen. Das Rätseln lohnt sich.
MDR Kultur „Unter Büchern“
Eckdaten
Dorothee Riese: Wir sind hier für die Stille : Roman. - Berlin: Berlin Verlag, 2024. – 230 Seiten. - ISBN 9783827014931
Quelle : Verlag
Mirjam Zadoff
Gewalt und Gedächtnis
Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert
In heutigen Gesellschaften leben Menschen zusammen, deren Biografien durch unterschiedliche Erfahrungen von Krieg oder Diskriminierung geprägt sind – manchmal über Generationen hinweg. Können sie sich auf eine gemeinsame Erzählung verständigen? Mirjam Zadoff versteht Geschichte als Fähigkeit, Fragen der Gegenwart aus der Vergangenheit zu beantworten. Sie versammelt Beispiele aus aller Welt, wie in vielerlei Spielarten die Erinnerung an die Geschichte der Gewalt wachgehalten – oder vergessen – wird: in Italien an die Deportation der Juden, in Japan an die Zwangsprostituierten, in Johannesburg an die Opfer des Holocaust und des Kolonialismus. So knüpft sich eine globale Erinnerungskultur, die alle Menschen einschließt, in deren Leben die Geschichte eine Spur der Gewalt hinterlassen hat.
Gewalt darf nie vergessen werden: Mirjam Zadoff, Leiterin des Münchner NS-Dokumentationszentrums, versammelt Ideen für eine globale Erinnerungskultur.
Pressestimmen
Ein klug recherchiertes und immer wieder den persönlichen Eindrücken Raum gebendes Buch. Man liest es mit Gewinn, aber auch mit Sorge: Wurde und wird doch Geschichte immer wieder verfälscht…
Wolfgang Seibel, ORF Kontext
Kein leichter Stoff, gewiss. Allerdings gelingt es Zadoff, Jahrgang 1974, durch ihren Reportage-Stil ihr Anliegen eindrücklich zu vermitteln: Das Wissen um die Historie hilft uns beim Gestalten der Gegenwart.
Michael Schleicher, Münchner Merkur
…Die Geschichte von "Anne Frank Superstar" und ihren schillernden Off-Label-Nutzungen, die Mirjam Zadoff in ihrem Buch "Gewalt und Gedächtnis" erzählt, zeigt gut, was die Autorin in den 13 Essays beschäftigt, die sie hier versammelt: Zadoff schreibt darüber, wie an unterschiedlichsten Orten der Welt der Kriege, Massaker und Unterdrückungssysteme gedacht wird, welche nationalen Debatten die Gedenkstätten geformt haben, und wie diese Institutionen wiederum den Diskurs prägen.
Jörg Häntzschel, Süddeutsche Zeitung
Zadoffs Buch ist ein sehr persönliches Patchwork aus Beobachtungen, Erinnerungen und Reflexionen, das über 240 Seiten hinweg um eine einzige zentrale Frage kreist: Wie lässt sich demokratisches Erinnern organisieren. Darum geht es.
Günter Kaindlstorfer, Deutschlandfunk
Eckdaten
Mirjam Zadoff: Gewalt und Gedächtnis: Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert. - München: Hanser, 2023. – 240 Seiten. - ISBN 9783446278073
Quelle : Hanser Verlag
Iris Wolff
Lichtungen
Roman
Zwischen Lev und Kato besteht seit ihren Kindertagen eine besondere Verbindung. Doch die Öffnung der europäischen Grenzen weitet ihre Lebensentwürfe und verändert ihre Beziehung für immer. Voller Schönheit und Hingabe erzählt Iris Wolff in ihrem großen neuen Roman von zeitloser Freundschaft und davon, was es braucht, um sich von den Prägungen der eigenen Herkunft zu lösen.
Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird ausgerechnet die gescheite, aber von allen gemiedene Kato zu ihm ans Krankenbett geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die Lev aus seiner Versteinerung löst und den beiden Heranwachsenden im kommunistischen Vielvölkerstaat Rumänien einen Halt bietet. Ein halbes Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages eine Karte aus Zürich erreicht, darauf nur ein einziger Satz: »Wann kommst du?« Kunstvoll und poetisch verwandelt Iris Wolff jenen Moment in Sprache, wenn ein Leben ans andere rührt, und zeichnet in ihrem großen europäischen Roman das Porträt einer berührenden Freundschaft, die sich als Reise in die Vergangenheit offenbart und deren Leuchten noch lange nachklingt.
Pressestimmen
Dieser Roman lebt von einer unglaublich zärtlichen Sprache, die einem unter die Haut geht. Das ist ein ganz großes literarisches Kunstwerk. […] [Das Literaturjahr 2024 beginnt] mit Iris Wolffs ›Lichtungen‹ wirklich mit einem Paukenschlag
Denis Scheck, WDR 3, 08. Januar 2024
›Lichtungen‹ ist mehr als ein weiterer Rumänien-Roman von Iris Wolff. Er ist das Psychogramm einer von unterschiedlichen Diktaturen versehrten Seele, die sich rettet, weil sie warten kann und am Schluss […] die gnadenloseste Diktatur abschüttelt: die des eigenen Gefühls, einem anderen Menschen nicht genug sein zu können. […] Ein großartig gegenwärtiges Buch.
Andreas Platthaus, FAZ, 13. Januar 2024
Vor dem Hintergrund politischer Umwälzungen in Osteuropa erzählt Iris Wolff in einer klaren, präzisen, bildstarken Sprache von der Kraft fester Bindungen und der Erfahrung von Fremdheit in der Heimat innerhalb einer brüchigen Kulturgesellschaft.«
SRF, 26. Januar 2024
Es ist ein ganz großartiges Buch in vielen Punkten. Es ist politisch, aber nicht aufdringlich. Die große Geschichte wird erzählt, indem Iris Wolff die privaten Schicksale, die Werdegänge der beiden Hauptfiguren in den Fokus nimmt und auch das rückwärts Erzählen ist unglaublich reizvoll. […] Es ist ein ganz poetisches und beglückendes Buch: klug und sprachlich […] sehr überzeugend.
Anne-Dore Krohn, rbb Kultur, 25. Januar 2024
Ihr altmeisterlicher, dabei schwebender Ton, ihre Arbeit mit Leitmotiven und Leerstellen, ihre Befähigung, die wichtigen, vielsagenden Details aufleuchten zu lassen, hat etwas magisch Bezwingendes.
Julia Schröder, SWR 2, 21. Januar 2024
Iris Wolff […] reißt keine alten Wunden auf, sondern pflegt die Narben mit dem Balsam der Literatur. Die Gedanken der Menschen und die Magie der Orte fließen in einer fast lyrisch anmutenden Sprache ineinander
Georg Leisten, Südwest Presse, 18. Januar 2024
Eckdaten
Iris Wolff: Lichtungen : Roman. - Stuttgart: Klett-Cotta, 2024. - 256 Seiten. - ISBN: 978-3-608-98770-6
Quelle : Klett-Cotta
Irene Langemann
Das Gedächtnis der Töchter
Roman
Eine Kleinstadt in Sibirien, 1969. Eisige Kälte. Die elfjährige Vera wird von ihren Mitschülern auf einer menschenleeren Straße angegriffen und als Faschistin beschimpft. Tief gedemütigt begibt das Mädchen sich auf die Suche nach ihren Wurzeln. Als ihre Mutter Anna sie in die Familiengeschichte einweiht, beginnt für Vera eine Reise in die Vergangenheit. Ihre Vorfahren, strenggläubige Mennoniten, sind Anfang des 19. Jahrhunderts aus Westpreußen nach Russland ausgewandert, in das Gebiet der heutigen Ostukraine. Vera erfährt die Geschichte ihrer Familie über sechs Generationen, packende Lebenswege, die sich durch die Jahrhunderte bis in die Jetztzeit spiegeln: vom bescheidenen Wohlstand der frommen Kolonisten in der Zarenzeit über unmenschliche Entbehrungen, existenzielle Not und Diskriminierung in der Sowjetdiktatur bis hin zum idyllischen Sommer an der Küste Georgiens in den Siebzigerjahren.
Die bewegende Geschichte einer deutschstämmigen Familie vom preußischen Staat bis in die Spätphase der Sowjetunion – Irene Langemann verwebt Zeithistorie und mitreißende persönliche Schicksale zu einem großen Familienroman.
Pressestimmen
…sensibel und anschaulich zeichnet Irene Langemann die Entwicklung und Identitätssuche ihrer Hauptfigur Vera nach. Zwischen erzählerischer Prosa, genau recherchiertem Faktenwissen und suchende Essayistik oszilliert die Sprache dieses knapp 500seitigen dichten komplexen Epos, das verschiedene Ebenen eindrücklich verschränkt. (…) Man muss davon ausgehen, dass hier nichts erfunden ist und das Schicksal der Familie für Hundertausende andere steht.
Olga Hochweis, Deutschlandfunk, Büchermarkt
„Das Gedächtnis der Töchter" ist Irene Langemanns mitreißende Chronik einer deutschen Mennoniten-Familie, die im 19. Jahrhundert auswandert und versucht, im krisengebeutelten Russland Wurzeln zu schlagen. (…) Es ist ein so packendes wie erschütterndes Sinnbild für das kollektive Trauma dieser Volksgruppe. Packend, weil man trotz all der geschilderten Grausamkeiten das Buch nicht weglegen kann und will, weil einem die Figuren so ans Herz wachsen, einen ihr Schicksal in den Bann zieht. Dazu trägt auch die klare und schlichte Sprache Langemanns bei.
Jonathan Böhm, SWR lesenswert Kritik
Es ist eine sehr sinnliche Beschreibung. Man hat wirklich das Gefühl, man riecht, man schmeckt, man fühlt die Gegend, die Materialien.
Claudia Dichter, Moderatorin WDR 5 Scala Gespräch
Eckdaten
Irene Langemann: Das Gedächtnis der Töchter: Roman. - Berlin: Friedenauer Presse, 2023. – 477 Seiten. - ISBN 978 3 7518 80008
Quelle : Verlag
Felix Heidenreich
Der Diener des Philosophen
Roman
Als der ehemalige Soldat Martin Lampe in den Dienst des jungen Philosophen Immanuel Kant tritt, beginnt ein Kampf zwischen Herr und Knecht. Lampe entwickelt eine eigenwillige Form des subtilen Widerstands: Nach außen gibt er den Trottel, doch in Wirklichkeit versucht er mit hinterhältigen Mitteln den Meisterphilosophen vorzuführen und treibt ihn allmählich in den Wahn. Schon bald werden der Diener Lampe und sein Herr zu einem skurrilen, stadtbekannten Paar.
Doch auch Kants guter Freund Ehregott Wasianski, der später als erster Biograph Kants berühmt werden wird, hat seine Pläne. Diese zielen vor allem darauf ab, die Gefahr einer Verheiratung Kants abzuwehren, denn dies würde das Ende der genialischen Arbeit Kants bedeuten.
Der Autor inszeniert ein Verwirrspiel, bei dem historische verbürgte Fakten und intertextuelle Überblendungen ineinander übergehen. Und so liefert dieser Roman nicht nur Unterhaltung, sondern zugleich einen philosophisch informierten Blick in die Abgründe der Aufklärung.
Pressestimmen
Heidenreich hat ein wundervoll hinterlistiges Buch über die Geburt der Aufklärung geschrieben, das mit philosophischem Wissen jongliert und zahlreiche historisch verbürgte Szenen in ein ganz neues, ausgedachtes und doch erhellendes Licht taucht. (…) Den zwischen milder Ironie und historischer Authentizität oszillierenden Ton trifft der Autor so perfekt, dass jeder Satz eine Freude ist. (…) hochkomisch und hellsichtig zugleich.
Oliver Jungen, FAZ
Man muss den echten Kant nicht kennen, um seine Freude an diesem Roman zu haben: Bei Felix Heidenreich macht sogar dieser Mann Sätze, die man versteht.
Daniel Di Falco, NZZ Geschichte
der vermutlich eigenwilligste und unterhaltsamste Beitrag zum anstehenden Kant-Jubiläum. (…) Felix Heidenreich hat (…) neue Maßstäbe gesetzt.
Marianna Lieder, Zeit Online
…eine sehr unterhaltsame Vorbereitung auf das große Kant-Jahr 2024
Markus Steinmayr, der Freitag
Intelligente Unterhaltung
Gudrun Hamböck, ORF Ex libris
Ein Verwirrspiel der Extraklasse.
Martina Gilica, NDR1
Eckdaten
Felix Heidenreich: Der Diener des Philosophen: Roman. - Göttingen: Wallstein Verlag, 2023. – 149 Seiten.- ISBN 978-3-8353-5530-9
Quelle : Wallstein Verlag