Nikolaus Kopernikus - Wegbereiter zu einem neuen Weltbild

Umstürzler am „Rande der Zivilisation“
Es war einmal eine Zeit, da war die Welt in Ordnung. Mathematik, Physik, Astronomie und Theologie waren sich einig: Die Erde ist der Mittelpunkt der Welt. Leise Zweifel, die schon seit der Antike angedacht wurden, konnten vernachlässigt werden. Ein stabiler Zustand, überall? Nein! Am „Rande der Zivilisation“ (Nikolaus Kopernikus) lebte ein „Beamter“, der im 16. Jahrhundert als Hobby-Astronom die alte wissenschaftliche Ordnung über den Haufen dachte.
Jürgen Hamel beschrieb in seinem Vortrag detailliert die Situation von Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543) und vermittelte mit Verve, wie ungeheuer dessen Leistung war: Nach 12 Jahren Studium in Krakau, Bologna und Padua nahm Kopernikus eine Stelle am Frauenburger Domkapitel an, die ihn finanziell absicherte, ihm aber auch vielfältige Aufgaben und Funktionen zuwies. Er hatte zwar die Grundlagen der Astronomie im Rahmen seines Studiums kennen gelernt, war aber im Ermland von der Entwicklung der Wissenschaften, etwa in Wittenberg, über Jahrzehnte hinweg abgeschnitten; sowohl der offenkundige Augenschein (die Sterne bewegen sich um den Betrachter) als auch die zuletzt von Ptolemäus mathematisch ausgearbeitete aristotelische Physik bestätigten: Die Erde ist der Mittelpunkt der Welt. Und dennoch stellte Nikolaus Kopernikus 1510 alles in Frage und begann mit der Arbeit an seinem Hauptwerk De revolutionibus orbium coelestium, das 1543 veröffentlicht wurde. In ihm entwickelte er die Idee eines heliozentrischen Weltbilds, das die Sonne ins Zentrum stellt.
Diese Leistung, in diesem historischen Umfeld, ist unglaublich – und, dank Hamels passionierter Vermittlung, noch heute faszinierend. Was veranlasste einen Denker, eine Welt zu stürzen? Es können Ungenauigkeiten bei der Berechnung der Planetenpositionen gewesen sein, die nicht zuletzt die Astrologie in ihrer Arbeit behinderte. Es können die Zweifel gewesen sein, die in der Antike Aristarchos von Samos angebracht hatte (die Sonne ist größer als die Erde, ihr Element Feuer das der Erde überlegenere) – es existieren keine Quellen, die darüber Aufschluss geben. Nikolaus Kopernikus stellte eine gewagte These auf und nutzte sie als Basis geometrischer Konstruktionen. Die Bewegungsabläufe der Planeten, die er mathematisch darstellte, wurden später durch Beobachtungen bestätigt.
Mittlerweile ist auch das heliozentrische Weltbild Geschichte, in der lebhaften Diskussion mit dem Publikum wurde auch die aktuelle Forschung zum Universum/Multiversum angesprochen. Aber die Auswirkungen der sogenannten „kopernikanischen Wende“ waren fundamental – für die Entwicklung der modernen Wissenschaften in ihrer Gesamtheit.
Veranstaltungs-Info

Die tägliche Erfahrung zeigt uns den Stillstand der Erde und die Bewegung des Himmels um uns. Darauf baute Aristoteles sein physikalisches System. Als Kopernikus 1543 meinte, dass alles ganz anders sei, fand er kaum Zustimmung. Seine Zeitgenossen fanden diese „Hirngespinste“ genauso lächerlich wie seine Theorie, die langsame Verschiebung des Frühlingspunktes könne eine Richtungsänderung der Erdachse andeuten.
Alles sprach dagegen: Erfahrung, Physik, Bibel – und doch hatte er recht. Sein System stürzte nicht nur die Astronomie, sondern ein ganzes Weltbild.
Vortrag von Dr. Jürgen Hamel, Archenhold Sternwarte Berlin
Der Eintritt ist frei.
Einlass bis zum Erreichen der höchstzulässigen Besucherzahl.
Die Veranstaltungsräume sind nicht barrierefrei.
Ein Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Was nie ein Mensch zuvor gesehen hat - Expeditionen in neue Welten":
Abenteurer und Naturforscher blickten schon immer über die Grenzen ihrer Zeit und wagten sich in unbekannte Räume und Dimensionen. Manche von ihnen wurden von Zeitgenossen als Spinner verlacht. Aber ihre neuen Einsichten, Erklärungen und Entdeckungen haben unseren Horizont erweitert.