Neugelesen/Eingelesen - Alice Rühle-Gerstel: Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit

Auszüge aus dem Roman, mit Musik von Ilse Fromm-Michaels
Eingelesen von: Marit Beyer
Am Flügel: Cornelia Mühlenhoff-Dietsche
Hanna, die junge Kommunistin, verlässt in den 1930er-Jahren das nationalsozialistische Berlin und flieht in ihre Geburtsstadt Prag. Dort findet sie illegale Arbeit bei einer liberalen Zeitung, verliebt sich, trifft auf alte Freundinnen, misstrauische Genossen, Nazi-Spione. Ihr Weltbild gerät ins Wanken, als sie die frühere Heimat neu entdeckt und mit ihrer bürgerlichen Herkunft konfrontiert wird.
Hanna, die Romanfigur, trägt autobiografische Züge der Autorin. Alice Rühle-Gerstel (1894-1943) stammt aus einer deutsch-jüdischen Fabrikantenfamilie und arbeitete als Redakteurin einer deutschsprachigen Zeitung in Prag. 1936 emigrierte sie mit ihrem Ehemann Otto Rühle nach Mexiko, wo sie sich mit Frida Kahlo, Diego Rivera und Leo Trotzki anfreundete. Ihr dort verfasster Roman Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit wurde erstmals 1984 aus dem Nachlass veröffentlicht. Der später lange vergriffene Text erschien im September 2022 in einer Neuauflage im AvivA Verlag.
Ilse Fromm-Michaels (1888-1986) erregte als Pianistin und Komponistin schon früh Aufsehen. Nach 1934 erhielt sie wegen der jüdischen Herkunft ihres Mannes Auftrittsverbot. Ihre in den Folgejahren komponierten Werke konnten erst nach 1945 uraufgeführt werden.

Eine Hörbuch-Produktion im Rahmen der Reihe
Neugelesen – Literarische Fundstücke
Mehr als 70.000 Neuerscheinungen fluten jährlich den deutschen Buchmarkt. Da verschwinden ältere Werke schnell in versteckten Regalreihen. Das HdH BW lädt ein zum Ausgraben und Entdecken, zum Wiederfinden. Die Reihe wird mit Live-Veranstaltungen fortgesetzt.