Ich war Apolonia Chałupiec. Ich war Pola Negri

Die "Prinzessin der Tragödie"
1970 – was war wichtig? Das Drama um die Apollo 13 ging durch die Medien, Willy Brandt traf in Erfurt Willi Stoph, im deutschen Fernsehen fuhr das „Taxi nach Leipzig“ zum ersten „Tatort“ und: Pola Negri veröffentlichte ihre Memoiren.
Mit einem kleinen Augenzwinkern stellte Jutta Menzel im HdH BW einen Star vor, der in den Medien schillerte wie keiner zuvor – und die Frau, die hinter dieser Inszenierung stand. Den Rahmen bildete ein fiktives Interview, das die ehemalige Femme Fatale Hollywoods zur Veröffentlichung ihrer Memoiren im Jahr 1970 gab.
Aufwachsend im Armenviertel Warschaus, wohin Mutter und Tochter nach der Deportation des Vaters gezogen waren, verdiente Apolonia Chałupiec schon im Teenager-Alter ihr Geld als Ballerina, musste ihre Ballett-Karriere aber wegen einer Tuberkulose-Erkrankung beenden. Sie entdeckte das Schauspiel für sich und wurde mit 17 Jahren der Star des Polnischen Nationaltheaters. Sie war ehrgeizig, liebte den Erfolg und den Luxus, sie nutzte ihre Chancen, kam zu Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin und wurde schließlich von Filmregisseur Ernst Lubitsch entdeckt. Innerhalb von vier Jahren drehte sie 20 Filme. Hollywood wurde auf sie aufmerksam, und sie unterschrieb einen Vertrag bei Paramount.
In Jutta Menzels „Interview“ wurde über den Grund ihres Erfolgs nachgedacht: Pola Negri begeisterte Amerika, weil sie in ihren Filmen mehr als die glamourös-makellose Hülle präsentierte, sie bewegte, erschütterte, vermittelte „echte“ Emotionen. Und: Sie wurde von den Studios perfekt vermarktet. Inszeniert wurde ein wüster Kampf mit der Konkurrentin Gloria Swanson, medial ausgeschlachtet wurden ihr extravaganter Lebensstil, ihre Affären. Pola Negris Vorliebe für Schlösser, Grafen, Prinzen und außergewöhnliche Outfits ließ sich leicht zu unterhaltsamen Skandalen verarbeiten, waren Futter für die Medien.
In den 1930er-Jahren drehte Pola Negri als geduldete „polnische Arierin“ Filme im nationalsozialistischen Deutschland, zurück in Amerika wurde ihr misstraut als vorgeblich „Vertraute Hitlers“, später wandte sie sich vom Film-Business ab, verkaufte als Immobilienmaklerin gemauerte statt inszenierte Träume. Über ihr Leben lässt sich eine Vielzahl von Geschichten erzählen, Jutta Menzel bot eine Auswahl an.
Veranstaltungs-Info

Sie war mit Charlie Chaplin verlobt,trug rotlackierte Zehennägel, Schaftstiefel und Turban und lieferte reichlich Stoff für die Boulevardpresse. Ihre beste Vorstellung, so schrieb der New York American, gab sie 1926 mit effektvollen Weinkrämpfen am Sarg von Hollywood-Star Rudolph Valentino, der angeblich ihr Liebhaber war.
Pola Negri, 1897 unter dem Namen Apolonia Chałupiec in Polen geboren, perfektionierte bereits als junge Theater- und Stummfilm-
Schauspielerin in Warschau (1914-1917) und Berlin (1918-1922) den Typus der körperbetont agierenden, aufreizenden und ungemein aktiven Verführerin. 1922 folgte sie ihrem Förderer, dem deutschen Regisseur Ernst Lubitsch, nach Amerika und drehte weitere Stummfilme in Hollywood. Ihr mimisch und gestisch überaktives Spiel war mit Beginn des Tonfilms jedoch nicht mehr gefragt. Sie kam vorübergehend nach Europa zurück, drehte weitere Filme und nahm einige ihrer Filmschlager auf Schellackplatten auf. Seit den 1940er Jahren war sie als Geschäftsfrau wieder in den USA erfolgreich. 1964 sagte sie über sich: „Ich habe zwei Weltkriege überlebt, vier Revolutionen und fünf Männer“. Pola Negri starb 1987 in Texas.

Die Stuttgarter Schauspielerin Jutta Menzel stellt Pola Negri in einer szenischen Lesung vor, unter anderem mit Auszügen aus den Erinnerungen des Stars.
Der Eintritt ist frei.
Einlass bis zum Erreichen der höchstzulässigen Besucherzahl.
Die Veranstaltungsräume sind nicht barrierefrei.