Auf den Spuren jüdischen Lebens in Baden-Württemberg
Martin Gansen, Lehrer
Die Exkursion ins Haus der Geschichte gewährte vertiefte geschichtliche Einblicke in das wechselhafte jüdische Leben im heutigen Baden-Württemberg.
Am 2. Oktober 2020 war es endlich soweit, unser Seminarkurs machte sich auf den Weg zu seiner ersten Exkursion. Was in vergangenen Schuljahren selbstverständlich war, ist unter den Bedingungen der Corona-Pandemie schon ein Ereignis! Ziel war das Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart. Wir trafen uns bei mildem Herbstwetter vor dem Museum. Einige kannten das Museum schon von Führungen aus ihrer Schulzeit, für andere war es Neuland. Uns begrüßte Herr Kaut, der uns auf eine Reise durch die Dauerausstellung zur Landesgeschichte mit einem speziellen Blick auf das jüdische Leben im Südwesten nahm.
Gleich am Anfang mussten viele von uns stutzen: Sah so unser heutiges Bundesland wirklich so aus, wie es die begehbare Karte in der Eingangshalle des Museums zeigt? Ein bunter Flickenteppich aus Kirchengütern, Reichsstädten und Fürstentümern. Für die jüdische Bevölkerung bedeutete dies Anerkennung und Schutz in einem Ort, fünf Kilometer weiter Ablehnung und kein Recht darauf, dort sesshaft zu werden. In einem vereinten Europa, mit der hoffentlich bald wieder selbstverständlichen Bewegungsfreiheit, ein kaum nachvollziehbarer Zustand.
Auf dem Weg durch die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts wurde uns deutlich, dass die Möglichkeit eines selbstbestimmten und friedlichen Lebens der jüdischen Bevölkerung immer von den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten abhing. Und das schon lange vor der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Umso beeindruckender, dass jüdische Deutsche immer wieder einen Weg fanden, unter den schwierigen Rahmenbedingungen ihre Kultur und Religion zu leben.
Unser Besuch im Haus der Geschichte machte Lust, uns vertiefter mit der jüdischen Geschichte und Gegenwart in Stuttgart zu beschäftigen. Der anstehende Besuch in der Synagoge bot die beste Gelegenheit dafür.
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