
Medienprojektwoche
Auf der Suche nach dem Paradies
Seit mittlerweile drei Jahren kooperieren die Stadtbibliothek Stuttgart und das HdH BW im Rahmen der Medienprojektwoche der Rosensteinschule. Auch in diesem Jahr fand als Auftakt für die Schülerinnen und Schüler ein Autorengespräch statt, zu Gast in der Stadtteilbibliothek West war die Schriftstellerin und Schauspielerin Rena Dumont.
Rena Dumont kam 1986 mit ihrer Mutter aus der Tschechoslowakei nach Deutschland. Zehn Visa-Anträge waren notwendig, um die ersehnte Ausreisebewilligung zu erhalten. Ersehnt – denn die 17-Jährige war bei der Verwirklichung ihres Berufstraums gründlich gescheitert: Wer damals in Brünn Schauspiel studieren wollte und für die Aufnahmeprüfung den Text eines West-Autors wählte, der hatte keine Chance. Als Jugendliche erlebte sie das kommunistische System als „Zwang zum Konformismus“, ihr Land bereitete ihr ein „Gefängnis-Gefühl“. Sie wollte weg und kam nach Deutschland, so, wie die Ich-Erzählerin ihres zum Großteil autobiografischen Romans, als Paradiessucher.
22 Schülerinnen und Schüler der 9b der Rosensteinschule erfuhren als Auftakt der Medienprojektwoche viel über den „Eisernen Vorhang“. Rena Dumont erklärte die Hintergründe ihrer eigenen Auswanderung. Ihre 14- bis 17-jährigen Zuhörer leben seit maximal drei Jahren in Deutschland – sind sie selbst hier „Auf der Suche nach dem Paradies“?
Unter der Anleitung von Andrea und Yavuz Köroglu wurden zunächst Ideen gesammelt: Was muss zum Paradies dazugehören? Freies W-LAN, „tolles Wetter“ und „Puddingberge“ wären ein Traum. Alaa aus Syrien und Catalina aus Rumänien wünschen sich, dass „alle immer glücklich sind“, Arlind aus dem Kosovo möchte, dass „es keine Grenzen gibt“. Für Shariar aus Afghanistan existiert dort „kein Auslachen“, für Jasem aus Syrien kann man im Paradies fliegen.
Auf Basis dieser Assoziationen wurde eine Szenenfolge entwickelt. Die Requisiteure fertigten die nötigen Hilfsmittel, dann wurde mit Schauspielern und Tänzern vor der Kamera gedreht. Das Ende von Krieg, der Wegfall von Grenzen, Nahrung für Hungernde und eine Gemeinschaft, in der jeder mit jedem spricht – im künstlichen Schwarzlicht leuchteten alle, verschwanden die Unterschiede, gab es keine Diskriminierung. Eigene Erfahrungen und Fantasie verschmolzen, und vielleicht hatten einige der Filmemacher Rena Dumonts Ermutigung dabei im Kopf: „Sachen, die nicht möglich scheinen, sind doch möglich!“
Als Abschluss der Projektwoche präsentierte die Gruppe ihren Film der gesamten Schule.
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